Re: 01.01.2015 My Life 40 | Raw Air 82 | gypsy goes jazz 5

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EDDIE CONDON AND HIS WINDY CITY SEVEN
13. Love Is Just Around the Corner (Gensler-Robin) 3:02

Bobby Hackett (c), George Brunies (tb), Pee Wee Russell (cl), Bud Freeman (ts), Jess Stacy (p), Eddie Condon (g), Artie Shapiro (b), George Wettling (d)

New York, NY, 17. Januar 1938 (Commodore)
von: The Chronogical Eddie Condon 1927–1938 (Classics, 1994)

Mit Eddie Condon (1905–1973) kehren wir zurück zum Chicago-Jazz – allerdings ist auch dieser inzwischen halbwegs in der Swing-Ära angekommen, die Ensemble-Passagen sind weiterhin zurückhaltend (z.B. die streckenweise Bläserbegleitung hinter Pee Wee Russell hier), doch der Drive, der ganz massgeblich von Condons Rhythmusgitarre ausgeht, ist unwiderstehlich und scheint mit einer Lebensfreude geladen, die jener des alten New Orleans-Jazz kaum nachsteht.

Condon, der selbst nie ein Solo spielte, organisierte und leitete eine grosse Menge von Aufnahmesessions und Konzerten, führte in New York seinen eigenen Club („Eddie Condon’s“), in dem dieser spätestens in den Fünfzigern völlig unzeitgemässe Jazz weiterhin eine Heimat hatte und von einer eingeschworenen Clique von Musikern gepflegt wurde.

Im alten Standard LOVE IS JUST AROUND THE CORNER hören wir eine ganze Menge treuer Condon-Leute: das Intro liefert Bud Freeman am Tenorsaxophon, das Ensemble führt Bobby Hackett am Kornett an, Pee Wee Russell und George Brunies nehmen die üblichen Rollen des längst schon klassisch gewordenen Dixieland ein. Jess Stacy und George Wettling bilden mit Benny Goodmans Bassisten Artie Shapiro und Leader Condon die Rhythmusgruppe. Doch das Stück gehört fast ganz dem Klarinettisten Pee Wee Russell (1906–1969). Seine Stimme ist eine der eigenwilligsten des Jazz überhaupt. In den Fünfzigern absolvierte er einen Auftritt mit Thelonious Monk – auf der grossen Bühne des renommierten Newport Jazz Festival – und in den Sechzigern fanden sich auch Stücke von Coltrane und Ornette Coleman im Repertoire seiner Band. Im abschliessenden Ensemble ist dann noch einmal Hackett mit seinem unverwechselbaren Ton zu hören und auch Bud Freeman improvisiert noch ein paar Takte, bevor das Stück über einem Backbeat von Wettling ausklingt.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba