Re: 01.01.2015 My Life 40 | Raw Air 82 | gypsy goes jazz 5

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DUKE ELLINGTON AND HIS COTTON CLUB ORCHESTRA
6. East St. Louis Toodle-oo (Ellington–Miley) 3:37

Solos: Miley, t – Carney, bari – Nanton, tb – Jackson, cl

Bubber Miley, Louis Metcalf (t), Joe Nanton (tb), Rudy Jackson (cl, ts), Otto Hardwick (as, bari), Harry Carney (ss, as, bari), Duke Ellington (p), Fred Guy (bjo), Wellman Braud (b), Sonny Greer (d)

Liederkranz Hall, New York, NY, 19. Dezember 1927 (Victor)
von: The Duke Ellington Centennial Edition (BMG, 24 CD, 1999)

EAST ST. LOUIS TOODLE-OO war eine der wichtigsten Kompositionen aus Duke Ellingtons frühester Zeit. 1926 und 1927 nahm er sie vier Mal für verschiedene Plattenfirmen auf. Wir hören die letzte dieser Aufnahmen mit hervorragendem Klangbild, wie RCA Victor es schon Ende 1927 erreichte, etwas mehr als zwei Jahre nach der Einführung des elektrischen Aufnahmeverfahrens.

Trompeter Bubber Miley prägte im Alleingang die Tradition der Growl-Trompete (mit dem plunger gespielt, der Saugglocke, die man aus dem Sanitärbereich kennt), das bei Ellington später Trompeter wie Cootie Williams und Ray Nance fortführten. Als Miley zu Ellingtons Band stiess, beschloss dieser, sich endgültig von der Sweet Music ab- und der Hot Music zuzuwenden. Miley spielt ein souveränes Solo voller Lebensfreude – Ellington beschrieb ihn einst als „the epitome of soul“. Es folgt Harry Carney am Baritonsaxophon – der grösste Baritonsaxophonist des Jazz, für immer und ewig, und ein treuer Gefährte Ellingtons von seinem siebzehnten Lebensjahr bis 1974, als er nur wenige Monate nach seinem Boss verstarb). Das nächste Solo stammt von Joe „Tricky Sam“ Nanton, dem Posaunisten, der Mileys Growl-Spiel auf sein eigenes Instrument übertragen – und damit eine weitere Traditionslinie begründet hat: Quentin Jackson, Tyree Glenn, Booty Wood …

Klarinettist Rudy Jackson hatte wie Miley in der Band von King Oliver gespielt – so verläuft eine direkte Linie von New Orleans nach Washington, in die kleine Band, mit der Ellington täglich auftrat und seit 1927 in rascher Abfolge Platten einspielte. Ellingtons Handschrift als Arrangeur war in dieser Zeit noch nicht vollständig ausgereift, dennoch ist sein Umgang mit dem Jazz aus New Orleans eigenwillig und das Ergebnis weit von einer blossen Kopie entfernt – im Gegenteil, schon der junge Ellington beweist, dass er alles aufgreifen und daraus etwas eigenes machen konnte.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba