Re: Berlinale 2015

#9442971  | PERMALINK

witek-dlugosz

Registriert seit: 19.11.2010

Beiträge: 5,114

Chorus (Panorama)
Seit zehn Jahren ist das Kind von Irène und Christophe verschollen, Christophe ist längst nach Mexiko ausgewandert. Jetzt wird die Leiche des Jungen gefunden – er ist von einem Päderasten ermordet worden. Hartes, glaubwürdiges frankokanadisches Schwarz-Weiß-Drama, das nüchtern monströse seelische Zumutungen zeigt – und leider zu einem unnötig angekitschten Ende.

Meurtre à Pacot (Panorama)
Haiti nach dem Erdbeben: Ein Paar hat sein einstürzgefährdetes Haus verlassen und wohnt nun in den Ruinen eines Nebenbaus. Ins Haus zieht als Mieter ein Entwicklungshelfer ein, Animositäten eskalieren in einem schwer nachvollziehbaren blutigen Konflikt. Ein eigenartig aus dem Ruder gelaufener und sehr zäh erzählter Film.

Mot Naturen (Panorama)
Martin (dargestellt von Regisseur Ole Giaever) ist Mitte 30 und hadert in einer leicht verfrühten Midlife Crisis mit seinem Status quo. Seine Arbeit ist nicht der Rede wert, von Sohn und Frau fühlt er sich unerklärlich entfremdet. Nun fragt er sich, ob er all das eigentlich wirklich will. Er macht sich zu einem Hiking-Trip ins Gebirge auf. Was nach einem Selbstfindungs-Kitsch-Plot klingt, zeigt mit leichter Hand die bittere Halbzeitbilanz eines Irgendwie-so-Gewordenen und umschifft mit mal sanftem, mal derbem Humor viele der drohenden Klischees. Die spätsommerliche norwegische Gebirgslandschaft strahlt dazu in kontrastreichen Handkamerabildern. Ein warmer, ehrlicher Übergangs-Film.

Chaiki (Forum)
Eine Frau in Kalmückien will eigentlich längst ihren Mann, einen Fischer verlassen, schafft es aber nicht. Doch auf einmal kehrt er nicht vom Seegang zurück. Ella Manzheeva erzählt unaufgeregt und sehr präzise von einer Emanzipation, die anders kommt als sie geplant war, und gibt sehenswerte Einblicke in einen Teil Russlands, der in Westeuropa wenig bekannt ist.

14 + (Generation 14plus)
Alex lebt mit seiner Mutter in einer Hochhaussiedlung. Er verliebt sich in ein Mädchen aus einer Parallelschule und buhlt, zunächst reichlich ungeschickt, um ihre Gunst. Leichter, warmherziger russischer Film über die erste Liebe. Olga Ozollapinya hat als Mutter, die plötzlich und sehr unmissverständlich mit dem Erwachsenwerden ihres Sohnes konfrontiert wird, einen großartigen Auftritt.

--