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Hm, da kommt der gute MRR ja mal wieder reichlich arrogant rüber – das war aber auch eine seiner Kernkompetenzen
So kategorisch würde ich das nie formulieren, denn die Möglichkeit, dass ein Buch eben so gelesen werden will, ja muss (mit einem „Schlüssel“, wie Du es formulierst), ist ja nicht ausgeschlossen. Es ist einfach nicht die einzige, sondern eine von vielen möglichen Herangehensweisen – und welche man wählt, kann natürlich auch kein purer Zufall oder Resultat von Vorlieben sein, sondern soll dem „Text“ angemessen sein, sprich: die Argumentationsweise sollte nachvollziehbar, plausibel und stimmig sein – das Öffnen des Feldes, dessen befreienden Effekt Du schön beschreibst, erschwert letzlich die Lektüre auch wieder, weil man sich das Feld eben stets abstecken muss (und nichts langweilt mich dabei so sehr wie Leute, die einer „Schule“ anhängen und ein Schema haben, in das sie alles pressen können). Ob man so auf Unehrlichkeit entlarven kann, wäre dann die Frage … man kann sich vermutlich selten sicher sein, aber man kann so z.B. – wie oben ja verlangt – mit einem einzelnen Song arbeiten und sich ein Fundament schaffen, auf dem man wiederum Hypothesen oder Argumente formuliert. Allerdings ist das mit dem einzelnen Song so eine Sache – dieser besteht ja nicht nur aus dem Songtext. Es wird also in den seltensten Fällen ausreichen, bloss mit dem Text zu arbeiten. Wir hatten ja oben auch Randy Newman. Würde man allein den Texten über die red necks die zweifelsfrei vorhandene Ironie anmerken?
Und nein, natürlich muss man nicht andauernd so Musik hören und analysieren – das wäre ja furchtbar anstrengend. Aber gewisse Dinge, Denkvorgänge, laufen doch einfach mit, und wenn man ab und zu noch einen Dreh weiterdenkt, schadet das gewiss nicht
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