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grünschnabelLäuft es vielleicht darauf hinaus, dass ich Kunst grundsätzlich als ästhetisches Spiel begreife? Dass mein Interesse also primär keinen weiteren „Zielen“ (?) oder „Eigenarten“ (?) oder „Beschaffenheiten“ (?) von Kunst gilt, sondern sich im Wesentlichen daran orientiert, ob mir das Spiel „zusagt“?
Ich möchte aber betonen, dass ich durchaus viel dafür übrig habe, wenn ich im „Kunstwerk“ selbst so etwas wie Wahrhaftigkeit (ist mir lieber als ‚Wahrheit‘) erkenne. Nur – gerade bei Musik als begriffsloser Kunstform wüsste ich oftmals nicht, was das sein soll.
Auf der Ebene des Spiels ist es allerdings auch so, dass es Regeln gibt, dass mit denen irgendwie umgegangen werden muss (man kann und soll sie auch brechen – die Offside-Regel z.B. sollte man auch endlich mal abschaffen ;-)) – anders gesagt: Wenn einer etwas nur aus purem Zynismus tut, dann fehlt auch im Spiel die Aufrichtigkeit (oder was auch immer, wie gesagt, bei den Begriffen fühle ich mich auch nicht richtig wohl) oder wie immer man es nennen will, und damit entfällt auch das Interesse, denn es ergibt keinen Sinn mehr, zuzuschauen. Das heisst jetzt nicht, dass ich z.B. musikalische Wendehälse als unaufrichtig empfinden würde – die Sache ist viel komplizierter als das.
Und klar, soviel sei dem genossen zugestanden, es mag tatsächlich Schlagerleute geben, die bei der Sendung mit dem volksdümmlichen Klobürstenmoderator auftreten und dennoch mit Überzeugung ihre Musik machen … man sieht denen ob ihrem profesionell eingefrorenen Grinsen (Botox?) auch gar nicht an, ob da nicht doch auch mal ein kleines Unbehagen mit im Spiel ist. Aber das Format als solches würde ich sofort dem puren monetären Zynismus zuordnen, der Volksverdummungsindustrie, den Opiaten.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba