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bullschuetz
Aber auch ich hätte hier gerne nochmal sorbistan mit dabei: Was genau verbandet Ihr in der DDR mit dem Etikett „handgemachte Musik“, was schwang da für Euch mit?
Die Diskussion erinnerte mich (Wessi) an das von der Bundeszentrale für politische Bildung (!) herausgegebene Buch von Michael Rauhut „Rock in der DDR. 1964 bis 1989, das ich vor einigen Jahren gelesen habe.
Ich habe in der Schnelle etwas darin geblättert. Er schreibt darin (S. 74 ff.) über die Szene der „Kunden“, „Tramper“ und „Blueser“ (wohl synonym gebrauchte Selbstbezeichnungen) unter der Überschrift „Rock in rechtsgreien Raum“ u.a. Folgendes:
„Letztendlich konnten aber weder Verbot noch Unterwanderung die Macht des Faktischen brechen. Im Gegenteil: Der Druck des Staates wertete das Ereignis „Rockkonzert“ in den Augen vieler Nomkonformisten zur autonomen Zone, zur Enklave auf.“ Die Szene erlebte ihre Hochzeit in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre. Verbreitung: insb. „dörflicher Süden der DDR“.
„Und die Musik hielt das eigenwillige Happening wie eine Klammer zusammen. Analog zu Kleidung wurden solche Richtungen bevorzugt, die den Nimbus des ‚Handgemachte‚, ‚Authentischen‘ trugen. Hoch im Kurs standen Folk und Southern Rock. … Als Krone der Inbrunst aber galt der Blues. Er wurde geradezu kultisch verehrt.“
Soviel bis jetzt. Ich werde mal weiterlesen und ggf. Fundstellen posten.
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