Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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gypsy-tail-wind
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Staggerlee… Alt-68er (auch so ein Klicheeausdruck) …

Genau! Das war ein Generationenkampf um die Macht und die sich heute noch gern selbst verklärenden „Alt-68er“ haben einen glorreichen Sieg davongetragen und sitzen seit Jahren an den Schalthebeln der Macht. Aber „ehrlich“ sind sie wohl immer noch, ha!

Zum Thema zurück: ich sah schon elektronische Konzerte, die nach meinem Empfinden „handgemacht“ waren im Sinne von: auf der Bühne geschieht etwas, das ich als Beobachter direkt mit den Klängen in Verbindung bringe, die ich höre (viel „ehrlicher“ ist ja eine elektrische Gitarre mit ein paar Pedalen und Effekten auch nicht, aber da waren wir ja schon). Andererseits, klar, sass ich auch schon in Konzerten, die als solche nicht funktionierten, weil da zwei Typen in der Mitte des Raumes sassen, an zwei Tischen mit hunderten verkabelten Dingern drauf und drumrum (eine Gitarre war auch dabei, aber der wurde kein konventioneller Ton entlockt). Dennoch, auch da: diese Musik konnte man nur in dem einen Augenblick hören, ganz unabhängig davon, dass man da überhaupt nichts verstehen oder nachvollziehen konnte. Das läuft dann wohl unter „Live-Elektronik“ und schüttelt die althergebrachten Kategorien nochmal durcheinander.

Und nochmal, ganz naiv (denn: wer nicht fragt bleibt dumm): Die Gitarren, die man überall dutzendweise im Laden kaufen kann, die sind nicht wirklich andgemacht, oder? Mir persönlich ist das völlig Wurst und ich finde auch die Beiträge auf den letzten Seiten ganz interessant, die klarmachen, dass es bei der Diskussion um ganz anderes als um Musik oder nicht bloss Musik geht, sehr erhellend. Aber wenn man solche hehren Ideale vor sich herschiebt, gibt es halt auch mal etwas Gegenwind.

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