Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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bullschuetz

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sorbistanWie erwähnt, war „handgemachte Musik“ für mich …

sorbistan, ich danke Dir herzlich für diese detailreiche und außerordentlich anschauliche musik-autobiographische Sozialisierungsskizze! Allein wegen dieses Beitrags hat es sich für mich schon gelohnt, hier die „handgemacht“-Diskussion weiterzutreiben.

Was Du über Depeche Mode sagst, leuchtet mir auch aus Westlersicht sehr ein. Ich glaube, das Erscheinen und der Erfolg dieser Band war seinerzeit für viele eine weit massivere Irritation ihrer Musikwahrnehmungsgewohnheiten als zum Beispiel Punk, der ja in vieler Hinsicht auch eine „Zurück zu den dreckigen Rock’n’Roll-Wurzeln-Bewegung“ war. DeMo hatten ja nicht nur keinen Schlagzeuger als Bandmitglied, sie machten daraus auch keinen Hehl bei ihren ersten Promo-Gigs in Deutschland. Wenn ich richtig informiert bin, kam der Beat da vom Computer.

Ich werfe jetzt zwei Anschlussfragen in die Runde:

1. Könnte es auch westlicherseits so gewesen sein, dass „handgemacht“ ein musikhistorisch recht präzise datierbarer Begriff ist, der Anfang der 80er Jahre als Gegen-Etikett zur Abgrenzung von damals aktuellen Charts-Entwicklungen und Phänomenen wie Depeche Mode aufkam?

2. Vielleicht hülfe es, wenn diejenigen, die mit „handgemacht“ das Attribut „ehrlich“ verbinden, erklären, was sie damit meinen? Ich habe ja schon eine Hilfsthese: Als „ehrlich“ könnte womöglich empfunden werden, wenn das, was im Live-Moment ertönt, auch wirklich live Ton für Ton erzeugt wird und das zu hörende Klangbild genau dem entspricht, was die Musiker in diesem Moment zu erzeugen in der Lage sind. Zur Verdeutlichung: Ein durchlaufender Drumbeat vom Computer kann mit einem einzigen Knopfdruck aktiviert werden, während ein Schlagzeuger, der so einen Beat legen wollte, dreieinhalb Minuten durchkloppen müsste. Aber es wäre wirklich toll, wenn sich zum Beispiel pumafreddy dazu nochmal äußern würde.

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