Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,229

lathoReaktionär halt.

Eben. Ich frage mich, ob sich derlei Banalitäten der Volksmund ausgedacht hat oder ob es nur eine schlaue Kreation irgendwelcher Journalisten ist. Was stets (bewusst) übergangen wird: Von Synthiepop und Dub-Step bis Techno herrscht doch kein Konsens darüber, dass man on stage einfach alles vom Band ablaufen lässt und ansonsten nur die Crowd anfeuert. Feine Polungen an den Frequenzen, Einweben von Melodie- und Rhythmuselementen, integrieren von Vocal- und anderen Sampleskizzen, kontrolliertes Arbeiten mit Laut/leisedynamik, Einspielen von Instrumenten, die danach weiter verändert, verdichtet oder dekonstruiert werden, diverse Scratchingmethoden, Spielen mit Beatmustern – das ist einerseits ganz klar „handgemacht“, versiert und zeugt im besten Fall stark vom „Beherrschen eines Instruments“. Mehr als das: Ein guter DJ versteht manches Mal wahrscheinlich sogar mehr von Melodie, Verbindung von Klangflächen und Abstimmungen der Instrumente als ein Holzbläser, der seine dreißig Töne, in variierender Geschwindigkeit und mit leicht abgewandeltem Ansatz, runterspielen kann. Davon ab, dass es total bescheuert ist, ein „Instrument“ auf den „direkten Klang“ festzulegen – ist ein Flügel ein Instrument, ein Digitalpiano aber nicht? Ist Bob Dylan ein Vollblutmusiker, Tangerine Dream sind aber nur Knöpfendrücker? Da kommt man sich wieder wie fünfzig Jahre zurückversetzt vor.

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Hold on Magnolia to that great highway moon