Re: Die fabelhafte Welt des Luke Haines

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candycolouredclown
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Sehr gut Napoleon!

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Wenngleich ich bei der Streneverteilung etwas anderer Meinung bin. Und der uneingeschränkte Höhepunkt ist für mich „England Made Me“. Und wohl auch das Einzige, das ***** bekommt, dafür aber ***** ganz dicke. Nicht umsonst eine meiner 3 Lieblingsplatten überhaupt.

Dann will ich auch mal.
Aus der Erinnerung:

The Auteurs – New Wave: *** 1/2
Keine `Hits´, aber sehr stimmig. Das schwächste Auteurs-Album.

The Auteurs – Now I’m a Cowboy: **** 1/2
Die größten Auteurs-Songs, und die beste Platte dieser traumhaften Band. Die von Napoleon zitierte Zeile aus `New French Girlfriend´ ist neben dem erst Jahre später aufgenommenen Refrain in `Child Psychology´ der größte Moment im Haines´schen Schaffen.

The Auteurs – After Murder Park: ****
Für mich das Zweitbeste Album der Band, da die Platte als Gesamtwerk am Besten funktioniert. Jetzt deuten auch schon die Titel die sinistren Sujets der Songs an: `Unsolved Child Murder´, `Tombstone´, `Light Aircraft On Fire´ etc.Und im Booklet, auf dem Paper Sleeve und auf der bedruckten CD wurde Haines auch erstmals optisch verstörend. Man sehe sich bloß die Kinder mit den verzerrten Gesichtern der Bandmitglieder an. Brrrrrr

Baader Meinhof – Baader Meinhof: *** (mit viel Wohlwollen; weil es Haines ist)
Die Platte, die in Deutschland angeblich verboten ist oder war. Zum Glück nur ein einmaliges Projekt. Vom Cover Artwork, über die Titel bis hin zur Musik ein Konzeptalbum, das sich wirklich mit der Gruppe auseinandersetzt. Leider ist aber bis auf `There’s Gonna Be An Accident´ auf dieser Platte musikalisch nichts Relevantes. Aber ein Album zu diesem Thema musste wohl irgendwann gemacht werden, und wir können froh sein, dass es Haines war.
Und er IST Terrorist!
Zu erwähnen ist vielleicht noch die limitierte, der Vinylausgabe beigelegte 7″ `I ve Been A Fool For You´ das zu den besten, druckvollsten und intensivsten Stücken gehört, die Haines je geschrieben hat.

Black Box Recorder – England Made Me: *****
Der einsame, alles überstrahlende Höhepunkt in Haines´ Karriere. Ein dunkler Monolith, der seinesgleichen sucht. Die beste Platte des Jahrgangs.
Die vielzitierte Refrainzeile aus `Child Psycholgy´, Haines größtem Song überhaupt, ist bekannter als die Platte, ach was, als Haines SELBST! Wohl nicht zuletzt, weil diese Zeile der Grund ist, warum der Song im UK Radio-Verbot erhielt. Dabei fassen allein diese 9 Worte das gesamte Genie Haines´ zusammen: Schönheit, Derpessivität, Ernüchterung, Wissen, Angst…einfach alles! Hier beschränken sich Moore und Haines noch auf das Wesentliche.Nie zuvor und danach wurde auf einem Album solch verführerische Musik mit solch depressiven, hinterhältigen und ja, suizidalen Texten derart perfekt versponnen. Sarah Nixey kam, sang und wird wohl nie wieder aus den Gehörgängen verschwinden. Nein, es gibt heute keine verführerischere und wissendere Stimme als diese.
Noch heute werde ich traurig, wenn ich daran denke, dass ich damals nicht das Vinyl gekauft habe.
Und seien wir ehrlich, Haines wird diese Klasse nie wieder erreichen.

The Auteurs – How I Learned To Love the Bootboys: ****
Das musikalisch reizvollste Album der Auteurs. Hier gibt es alles.
Haines verarbeitet seine Kindheit und Jugend und weiß: `The future´s made of coal, the past is made of gold´.

Black Box Recorder – The Facts Of Life: *** 1/2
Ich gebe zu, ich war enttäuscht. Wie Napoleon schon sagte, rannte man damals durch die ganze Stadt (zumindest die Menschen, die „England Made Me“ gehört hatten), und war froh wenn man das zweite Album dieser unglaublichen Band irgendwo fand. (Man sieht die CD heute manchmal bei WOM für über 30 Euro rumliegen).
Der Titelsong ist das mit weitem Abstand beste Stück auf dieser Platte und auch in den ewigen Haines Top 10. Wie Sarah Nixey im Video die wissende große Schwester (Zitat Doebeling) gibt, ist atemberaubend. Und wie sie das singt und spricht! Ansonsten wirds nur in `The Art Of Driving´ (Das Duett), `The English Motorway System´, `French Rock ’n‘ Roll´ (anscheinend sollte Haines häufiger Stücke mit `French´ schreiben; scheint ein gutes Omen zu sein) und dem wunderschönen Abschluss `Goodnight Kiss´ genialisch. Der Rest gehört unter anderem auch Aufgrund der Produktion, die diesmal viel mehr Synthies vorsah (ich bin mir sicher, Haines und Moore wussten, warum sie das taten) musikalisch zum Schwächsten, was Haines je aufgenommen hat. Und auch Nixey gab zu selten ihr Bestes.
Mit dieser Platte hatten sich BBR den Beinamen als `The world’s most dangerously-subversive band´ wirklich verdient.

Die beiden Soloplatten von Haines habe ich zu lange nicht mehr gehört.
Einschätzung folgt alsbald.

Als kleine Randbemerkung vielleicht noch was zu:

Black Box Recorder – The Worst Of (2002); da ein Best Of, keine Sterne.
Ein blöder Name für eine gute Compilation. Sie enthält alle Singles, alle Videos (4 an der Zahl) und alle B-Seiten. Letzere sind besonders wichtig, da man an die Singles zu „England Made Me“ überhaupt nicht rankommt, was in Hinsicht auf die zugehörigen B-Seiten letzlich auch nicht wichtig ist (bis auf ein hübsches Cover von `Seasons In The Sun´; siehe auch Niteowls Tauschzirkel-Sampler). Die B-Seiten der Singles zu „The Facts Of Live“ sind aber ausnahmslos gut bis großartig. Besonders das verhältnismäßig unaufwendig produzierte `Soul Boy´, in dem Frau Nixey mal wieder einen jungen, schüchternen Jungen verführt(`because he’s so young, because he’s so shy´) und eine unglaubliche Version von Bowies `Rock’n’Roll Suicide´ die auf eine Stufe mit der `Kathleen´-Version der Tindersticks zu stellen ist.

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