Re: 23.11.2014

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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@ SVM

Bevor ich diesen alten Thread zum Abschluss bringe, eine kurze Replik: Nein, die Hörer beschweren sich für gewöhnlich nicht über zuviel Information, stellen aber oft Fragen zur Sendung, die in selbiger bereits beantwortet wurden. Flüchtige Wahrnehmung halt, das Radio als Begleitmedium zu Beschäftigungen aller Art, etwa neben dem Autofahren oder der Bettlektüre. Das war früher fundamental anders. Und ist es noch bei vielen „Roots“-Hörern, wie ich weiß. Weshalb meine obigen Ausführungen zur Marginalisierung von Radio ja keine Hörerschelte sind, sondern eher Betrachtungen des Großen und Ganzen. Zur Plattenauswahl bzw. zur Plattenabfolge: Die ist oft inhaltlich bedingt, was freilich nur verstehen wird, wer die Songtexte verfolgt. Wem die nicht besonders wichtig sind, hat da schlechte Karten. Die hat er aber nicht nur in Bezug auf „Roots“, sondern überhaupt, wenn es ums Verstehen geht. Peels spätere Mod-Spirenzchen habe ich durchaus geschätzt, nun ja, meistens jedenfalls, weil es eben Peel war. Eine Persönlichkeit, die ich über die Maßen schätzte. Aber ich glaube nicht, daß man es mir nachsehen würde, wenn ich zwischen zwei Platten erklärte: „Moment, ich muss mal eben die Tür zumachen, draußen hämmert einer“, um nach ein paar Sekunden Jingle-Pause einen Sermon über den Handwerker abzulassen, der eigentlich schon für den Vortag bestellt war, was typisch ist für Handwerker heutzutage, aber Sheila wird ihm schon…etc.pp.

Peel konnte sich das leisten, weil seine Hörer nicht nur der gespielten Platten wegen zuhörten, sondern weil sie ihm lauschen wollten. Am Ende hieß die Sendung nur noch „Peel“, war als reine Personality-Show indes das Endergebnis einer Entwicklung, die Jahrzehnte dauerte. Anfangs, zu Zeiten von „The Perfumed Garden“ oder „Top Gear“ war Peels Präsentation eine völlig andere. Nie hätte er sich irgendwelche Aberrationen am Mikro verziehen, was er sagte, war zwar oft ironisch bis sarkastisch, aber stets knapp und konzise, auf die Platte bezogen. Ich schweife ab. Zurück zur Sendung: mit Ericksen meinst Du vermutlich Andersen, von dem eine Menge Platten sehr hörenswert sind. Solltest Du einen Einstieg in sein Werk suchen, empfehle ich „Blue River“, danach die Folk-Platten der Sixties.

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