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Ich habe mir grade das neue Werk angehört – zum ersten und wahrscheinlich auch letzten Mal. Das wird einfach nichts mehr.
Die Texte sind über weite Strecken nicht nur peinlich, sondern wirklich über die Grenze des erträglichen Bullshit-Maß hinaus gehend. Die Thematik trifft mich meistens wieder mal nicht. Europas Sohn? Kunze hört den Spott und Hohn. Aha. Gähn. Grenzen-Kind, Kunze weiß, was Grenzen sind? Toll. Dass Heinz Rudolf Muttis Ein und Alles war, er starke Triebe hatte, wegen „schlimmem“ Bein nicht zum Bund musste und weitere Details aus Kunzes bewegter Biografie sind für mich in „Leben nehmen“ völlig uninteressant dargestellt, man nimmt das zur Kenntnis und stellt sich die Frage: Ja und, was willst Du mir damit sagen?“. „Der Clown…“ hört sich stellenweise verdächtig nach Mike & The Mechanics „Word Of Mouth“ an, aber das nur am Rande. Bei Stücken wie „Komm kleine Fee“, in denen Kunze nichts furchtbar Wichtiges mitzuteilen hat, trifft er mich noch, scheint sein verschüttet geglaubtes Talent für Poesie vergangener Tage durchaus noch einmal auf. Leider wird diese Poesie in „Küsse unterm Kleid“ (?) gleich wieder durch Sprach-Spielereien (oder besser -Drechseleien und Wort-Klaubereien) zertrampelt. Und dafür schämt sich der Dichter nicht, wie er im gleichlautenden, folgenden Titel lautstark deutlich macht. Im Titelstück fällt Kunze viel ein – vor allem der Stein vom Herzen – macht aber trotz allem einen verkrampften Eindruck. Dieser Eindruck zieht sich durch die meisten Stücke des Albums und löst sich nur selten. Wie schon immer, versucht Kunze auch auf der neuen Platte, ein Menge – durchaus nicht unwichtiger – Themen aufzugreifen. Leider verzettelt er sich dabei seit einiger Zeit immer wieder, indem er zu viel auf einmal will, die Stücke überfrachtet und darüber hinaus mit sprachlichen Kapriolen voll packt.
Am besten ist und bleibt Kunze für mich wie bereits erwähnt in den Momenten, in denen er nichts Weltbewegendes mitteilen will. Diese Momente bleiben auf „Stein vom Herzen“ leider aber rar, und können den schlimmen Gesamteindruck, den das Album hinterlässt, nicht verbessern. Das ganze ist musikalisch ordentlich umgesetzt, mehr nicht. Längst nicht so überragend, wie Kunze es wahrscheinlich selbst empfindet. Durchschnittsware, überwiegend unauffällig, weit entfernt von „aufregend“. Das wurde für mein Empfinden von Kunze in der länger zurückliegenden Vergangenheit auch schon besser gemacht.