Re: Heinz Rudolf Kunze

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moontear

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Nach einem halben Dutzend Hördurchgängen versuche ich mich mal an einem Zwischenfazit beim neuen Album:
Bei jedem neuen Kunze-Album geht bei mir immer das Bangen und Hoffen los. Das Bangen, dass er irgendwelche bemüht-gefällige Lieder fabriziert, die zwei, drei Mal ganz nett zu hören sind aber keine Widerhaken besitzen und so schnell vergessen werden; das Hoffen, dass er sich auf seine Stärken besinnt und Texte verfasst, die durch Bildreichtum und Vielschichtigkeit glänzen, am besten noch mit einer guten Melodie unterlegt. Immerhin hat der Mann ja einige der großartigsten Lieder verfasst, die ich je in deutscher Sprache gehört habe.

Nach einem halben Dutzend Hördurchgängen wurde ich irgendwie sowohl im Bangen wie im Hoffen bestätigt. Vor allem bei den schnelleren Stücken kommt die Spielfreude der Band gut rüber, was selbst einen etwas gesteltzen Text wie „Europas Sohn“ ausgleicht. „Der Clown schreit „Feuer““ lässt mich ein bisschen an „Akrobat“ denken, keinesfalls ein schlechter Vergleich.

Die „Brille“-Fortsetzung „Das Leben nehmen“ hätte es für mich hingegen nicht gebraucht, zumindest nicht in dieser Form, das wirkt doch arg konstruiert. „Hallo Himmel“ und mehr noch „Komm kleine Fee“ fallen ebenfalls in die Kategorie Ganz Nett, wobei ich jetzt nicht die große Schwester bemühen will, so schlimm ist es dann doch nicht aber immer wieder nicht. Jedenfalls stelle ich auch bei „Stein vom Herzen“ fest, dass ein Album mit 55, 60 Minuten nicht unbedingt gewinnt. 40, 45 Minuten mögen in der heutigen Zeit vielleicht ein bisschen wie Geldmacherei wirken aber Qualität sollte immer noch vor Quantität gehen.

„Erwarte wenig“ wiederum passt vom Stil zu manchen Stücken auf „Kunze: Macht Musik“, vor allem „Goethes Banjo“. Auch beim Schlußstück kommen Erinnerungen an ein früheres Lied hoch, „Es wird ein gutes Leben“ könnte sehr gut die Fortsetzung oder Antwort auf „Mehr als dies“ (von „Das Original“) darstellen, die Idee ist klasse, der Text teilweise wieder etwas bemüht.

Aber egal. „Stein vom Herzen“ klingt ein wenig danach, als ob Kunze seinen Backkatalog nochmal durchgehört hat und sich daraus die Anregungen für die neuen Stücke geholt hat. Das ganz große Lied ist für mich nicht darauf aber das Album als Ganzes stellt doch eine interessante Mischung aus seinen Stärken aber auch Schwächen dar.

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If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]