Re: Heinz Rudolf Kunze

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wuerzel

Registriert seit: 09.10.2013

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j.w.Vorhin noch mal Brille aufgelegt. Die Verschwörung der Idioten finde ich noch gelungen, aber dann wird es wieder so eine Platte, wo HRK sich selbst zu sehr genügt. Nicht überzeugend. Macht Musik ist da um einiges besser. Zwischen Macht Musik und Klare Verhältnisse klafft da bei mir eine Lücke, aus der Zeit habe ich nichts außer Korrekt. Was würdet Ihr aus der Phase noch empfehlen?

1999 haben Kunze-Hörer „Brille“ mit Abstand zu ihrem Lieblingsalbum gewählt. Heinz selbst meint, dass es „vielleicht die beste Performance“ der damaligen Verstärkung gewesen sei. In meine Top 5 schafft es „Brille“ zwar nicht, aber es ist auf jeden Fall ein tolles Album. Zum Einstieg wird mit der „Verschwörung der Idioten“ gleich richtig losgebrettert, laut wird es nach kurzer Verschnaufpause wieder bei „Kriegstanz“, „Brille“ ist ein wunderbarer, ausnahmsweise mal autobiografischer Song (die Inspiration kam übrigens durch den Film „Woody, der Unglücksrabe“ von Woody Allen, genauer die Szene, wo der kleine Junge selber seine Brille zertrampelt, bevor die anderen es tun). Gegen Ende der Platte wird’s immer intensiver: „Der Abend vor dem Morgen danach“ ist ein mitreißender Folksong, „Tausendschön“ überrascht mit einem knüppelharten Text zu einer trügerisch schönen Melodie, „Stirnenfuß“ ist mit seiner krachenden Coda und Heiners wildem Solo (noch eindrucksvoller in der Live-Version auf „Ein Abend mit Brille“) einfach einer der geilsten Songs, den Heinz je gemacht hat, sowohl textlich wie musikalisch.

„Richter-Skala“ kennst du nicht?!? Dann gehörst du wohl auch zu denen, die die Platte nicht gekauft haben, weil auf dem Cover die Brille fehlt… Der Einstieg der (damals) neuen Verstärkung ist sehr düster, über weite Strecken kantig und von der Produktion her vergleichsweise roh geraten, aber gerade deshalb ist das für mich eins seiner allerbesten Alben, von verschrobener Ballade („Manchmal“) bis kreischendem Heavy Rock („Möchtegern-Opfer“) ist alles vertreten. Ich will lieber gar nicht anfangen davon zu schwärmen, was die live aus „Bleib hier“ gemacht haben, das ist der Wahnsinn… „Seekranke Matrosen“ finde ich zudem eine der geilsten Balladen überhaupt.

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"Dieses Album ist so klar und deutlich von mir, daß es diejenigen, die meine Arbeit lieben, in ihrer Liebe bestärken wird und diejenigen, die mich hassen, so daß sie mich gar nicht wahrnehmen (sonst müssten sie mich ja vielleicht gut finden), werden in ihrer Abneigung gegen mich bestärkt." HRK (2013)