Re: BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW"

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notdarkyet

Registriert seit: 15.04.2011

Beiträge: 701

@jw
Danke für den interessanten Artikel!

Zur Veröffentlichung:
Sehr, sehr ärgerlich für Vinylhörer. Die komplette Box gibt es nicht. Die Raw-Version reicht (für mich) nicht. D.h. ich bräuchte eigentlich die Raw als Vinyl und die komplette Box auf CD. Das ist aber zu teuer und ich sehe es eigentlich auch nicht ein. (Aber da scheint mir schon auch die Marketing-Idee zu liegen: Die Vinylhörer, und das sind bei Dylan nicht wenige, werden wohl, zumindest die gut betuchte Zielgruppe, beides kaufen). Ein ziemlicher Makel der meine Freude ob der Veröffentlichung doch ziemlich trübt.

captain kiddAber könnt ihr denn wirklich mal andeuten, WAS an den Aufnahmen so toll ist? Ist doch wirklich einfach ein wenig Proberaum-Gedudel. Teilweise wirklich sehr sehr gut, keine Frage, aber oftmals eben auch nur genau das: Proberaum-Gedudel. Und diese Abfeierei, wie verschieden doch eine Tracks in unterscheidlichen Versionen klingen würden… Also das kann eigentlich nur von Leuten kommen, die selbst noch nie Musik gemacht haben. Das ist nun eigentlich wirklich keine Kunst. Na ja, freue mich für jeden, der diese Musik liebt. Ich liebe sie nicht. Habe jetzt lieber „Slow Train Coming“ aufgelegt….

Erst mal nur generell meine Einschätzung. Zu den Tracks und Songs dann mehr, wenn ich die komplette Box gehört habe.

Ich denke es kommt auf die Perspektive an, mit der man sich den Basement-Tapes nähert. Es war ja eine längere Session, eben keine Studiozusammenkunft, von Musikern die sich gemeinsam finden, einen neuen „alten“ Weg einschlugen. Im musikhistorischen Sinne war das unbestritten ein Meilenstein und für das Verständnis Dylans weiterer Entwicklung wohl das A und O.
Wichtiger für mich aber: In diesem Keller wurde recht ungezwungen ein Sound entwickelt der einzigartig ist. Traditionals, manchmal gar Schmonzetten, gemixt mit „neuen“ Dylanlyrics und –songs. Das alles ganz wunderbar umkurvt, festgezurrt und wieder losgelassen von einer Band in offensichtlicher Spiellaune und Experimentierfreude.
Wer fertig komponierte und arrangierte Songs erwartet, wird da natürlich kaum fündig werden und ich verstehe Leute, denen diese Tracks, Versatzstücke und Experimente zum Großteil zu unausgegoren erscheinen. Schon bei der 75er Veröffentlichung gingen die Meinungen ja stark auseinander und die Verkaufszahlen lagen weit hinter den Erwartungen.
Mich macht genau das an: Es gab weder vorher noch nachher die Möglichkeit, The Band und Dylan so unverfälscht in ihrer „Arbeit“ zu verfolgen. Die 7 darauf folgenden Studioalben Dylans haben einen direkten Bezug zu dieser 3 monatigen Session, da wurde so einiges freigelegt was dann später (mehr oder weniger gut produziert) die „Dylangemeinde“ wieder spaltete.

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