Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Replays: Neuauflagen, Deluxe- und erweiterte Editionen › BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW" › Re: BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW"
Die Geschmäcker … für mich läuft es darauf hinaus, dass The Band die grösste Rock’n’Roll-Band aller Zeiten ist. Die fünf Jungs beeindrucken mich jeder für sich und alle zusammen immer wieder … eine Kurzauswahl: die Stimmen (die Rockröhre von Levon Helm, das berührende Falsett von Richard Manuel), der reduzierte aber verdammt funky Bass von Rick Danko (auch kein übler Sänger), die schneidende Gitarre von Robbie Robertson in den Anfangszeiten (auch bei Dylan 1966 zu hören), die ebenfalls von der Reduktion lebt (auf dem Meisterwerk „The Band“ gibt es kein einziges richtiges Gitarrensolo – auf dem Höhepunkt des psychedelischen Rock), überhaupt die Verweigerungshaltung, die unbedingte Zuwendung zur Musik … weiter: Levon Helms herabgestimmte Trommeln und überhaupt sehr individuell klingende Drums, seine fetten Beats … die Jungs swingten wie kaum eine andere Rock-Band. Was war noch? Garth Hudson, der in „W.S. Walcott Medicine Show“ mit seinem honkenden Solo am Tenorsaxophon ein Solo bläst, das mit den besten R&B-Musikern mithalten kann? Garth Hudson, der geniale Tüftler? Der griff zu Mandoline und Akkordeon, zur Fiedel … und dabei ist noch kein Wort über Robbie Robertsons Songs gesagt, die schönsten von ihnen sind wahre Miniatur-Epen, in denen Geschichte erfahrbar wird und die dennoch Geschichten erzählen … und klar, das alles nützt nichts, wenn man keinen Zugang zur Musik der Gruppe findet. Mein Einstieg im grösseren Stil war Scorseses toller Film, „The Last Waltz“ – was man da alles zu sehen kriegt, ist schlichtweg umwerfend, fast alle sind sie da: Neil Young, Joni Mitchell, Dr. John, Van Morisson, Muddy Waters, Dylan, Emmylou Harris, The Staples …
Was hat das nun mit den „Basement Tapes“ zu tun? Dass Dylan und The Band zusammenfanden war ein Glücksfall (es gab sie ja schon davor, in „A Musical History“ sind einige frühe Aufnahmen zu finden unter der Leitung von Ronnie Hawkins und dann als Levon & The Hawks, das ist zwar nicht die tolle Musik, die die fünf später machen würden, doch das Potential ist durchaus erkennbar und Robertsons Gitarre schneidet wie ein Messer durch die Shuffles und den Rhythm & Blues). Das kreative Potential, das sich in den „Basement Tapes“ äussert ist eine Etappe im Werdegang eines Ausnahmekünstlers und einer Ausnahmeband, deren Wege sich während eines knappen Jahrzehnts immer wieder kreuzten: die Tour 1966, die Sessions in Big Pink, das Konzert auf der Isle of Wight, die Tour 1974, das phantastische „Planet Waves“, sicherlich eins der leichtestesn und verspieltesten Alben Dylans, das ohne The Band nicht so herausgekommen wäre …
Also von meiner Seite eine Kombination von Begeisterung für die Musik und historischem Interesse an der Entwicklung – und dabei durchaus auch der Drang und die Lust, Ausschuss, Probeaufnahmen, Alternate Takes zu hören, wie sie sicherlich *auch* dabei sind in den vollständigen „Basement Tapes“.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba