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Spiegel-Online hat auch etwas dazu zu sagen:
Folk-Rock aus Schottland
Multiple Musik-PersönlichkeitVon Christoph Dallach
Mike Scott machte sich früher einen Spaß daraus, mit erfundenen Bands Musikfans an der Nase herumzuführen. Dann gründete er The Waterboys – und legt nach langer Zeit ein gelungenes Folk-Rock-Album vor.
Der Legende nach begann der Schotte Mike Scott Musik aufzunehmen, nachdem er sich für sein Fanzine allerlei Fantasie-Bands ausgedacht hatte, die er über den grünen Klee lobte. Als dann immer mehr Leser tatsächlich nach deren Platten verlangten, spielte er sie schnell selber ein. So musizierte Scott zu Beginn seiner Karriere als multiple Persönlichkeit und veröffentlichte allerlei Singles unter Namen wie Another Pretty Face, DNV oder Firehouse, bis er 1983 schließlich mit The Waterboys loslegte – einer Band, die trotz zahlreicher, stetig ausgetauschter wichtiger Zuarbeiter letztlich immer ein Ein-Mann-Unternehmen war.
Je nach Stimmungslage des Chefs jonglierten The Waterboys in den vergangenen Jahrzehnten mit viel Rock, ebenso viel Folk, einer Prise Country, Anflügen von Jazz und immer wieder keltischem Klimbim. Im Studio destillierte der große Van-Morrison- und Patti-Smith-Verehrer Mike Scott aus diesen Zutaten einige großartige Alben, so wie das gleichnamige Waterboys-Debüt von 1983 und das triumphale Werk „Fisherman’s Blues“.
Nach einigen, nicht wirklich zwingenden Platten der vergangenen Jahre zeigt Mike Scott mit dem neuen Waterboys-Album „Modern Blues“ doch noch mal seine alte Klasse. Auf dem in Nashville, Tennessee, eingespielten Werk klingen der Chef und seine aktuelle Band so elektrisierend wie lange nicht mehr. Scott beschwört sein altes Idol Elvis – „I Can See Elvis“ – und bietet vor allem aber diesen individuellen Folk-Rock, den so nur The Waterboys spielen. „Long Strange Golden Road“ heißt der finale Song der Platte und fasst die Karriere dieser ungewöhnlichen Band treffend zusammen.
Musikalisch schrammte Scott oft am Stadionrock vorbei
Warum The Waterboys in ihrer langen und oft erfolgreichen Karriere aber nie wirklich groß rauskamen, bleibt ein Rätsel, gerade weil Scott als Songwriter immer mal wieder zum Episch-Pathetischen tendiert und musikalisch oft am Stadionrock vorbeischrammte. Obendrein waren The Waterboys immer eine aufsehenerregende Liveband mit ausufernden Auftritten, in denen viele von Scotts Songs erst wirklich lebendig wurden.
Auch Mike Scotts Ruf als großer Songwriter ist bis in dieses Jahrtausend intakt. Im Dezember zum Beispiel führte Pop-Sirene Ellie Goulding bei der traditionellen Royal Variety Performance, einer Pop-Sause vor Mitgliedern der königlichen Sippe, Mike Scotts alten Song „How Long Will I Love You“ auf.
Vielleicht wird Mike Scott ja dieses Jahr mal selbst eingeladen.
http://www.spiegel.de/kultur/musik/cd-von-the-waterboys-modern-blues-a-1014433.html
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I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.