Re: Tweedy – Sukierae

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nail75

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Witek DlugoszWer eine Platte mit seinem Teenager-Sohn aufnimmt und sie nach seiner Frau benennt, legt nicht gerade den Verdacht nahe, dass seine Kunst ihm zur Bewältigung einer essenziellen Daseinskrise dient. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden – schön, wenn es einem ewig Geplagten endlich richtig gut geht.

Aber leider ist die Platte genau so bieder, geschwätzig und langweilig, wie die selige Ich-grins-mir-mal-einen-Jeansjackigkeit, mit der Tweedy jetzt so gern öffentlich den Sohnemann knuddelt, es vermuten lässt. Man kann für Tweedy Junior nur hoffen, dass ihm die Art, wie Papa ihn und ihren gemütlichen Familienfestrock vermarktet, irgendwann mal so richtig peinlich sind.

Dir war offensichtlich ebenso wie mir nicht klar, dass die Sache einen ernsten Hintergrund hat. Grundsätzlich ist ein gutes Verhältnis von Vater und Sohn ja eine tolle Sache und Jeff Tweedy hat ihn ja ganz früh eingebunden (schon als Teenager hat er ein Video für einen Song gedreht). Es ist aber irgendwie auch verständlich, dass Jeff Tweedy vor dem Hintergrund dieser persönlichen Dramen jetzt auf Harmonie aus sind.

Go1Der Schein trügt wohl, fürchte ich; es dürfte sich eher um Zweckoptimismus handeln. Seine Frau Susan (alias „Sukierae“) ist ja an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Auch wenn die Familie sich ihren Grundoptimismus bewahrt, steht doch die Möglichkeit im Raum, dass es böse endet.

Damn. Das sind natürlich denkbar schlechte Nachrichten, die die ganze Sache in anderem Licht erscheinen lassen.

Zur Musik kann ich nichts sagen; ich habe versucht, mir das Album im Stream anzuhören, aber nicht bis zum Ende durchgehalten. Ich mochte „Diamond Light“ und „Summer Noon“, aber die meisten Tracks sind an mir vorbeigezogen, ohne mich aufmerken zu lassen. Stephen Deusner hat das Album bei Pitchfork allerdings recht positiv bewertet.

Ich traue mich inzwischen gar nicht mehr reinzuhören. ;-)

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.