Re: Der Album-/Compilation-Definitions-Thread

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motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

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Interessanterweise hat noch immer niemand den Begriff Album, wie er hier in Listenthreads gebraucht wird, einigermaßen schlüssig definiert. Der Grund dafür ist freilich denkbar einfach, eine solche Definition ist unmöglich. Das ehrlichste wäre einfach zu sagen: Was Album ist, bestimme ich. Denn einzig damit würde man der Schwammig-, ja Beliebigkeit des Begriffes gerecht werden. Die Frage ist dann nur, was will man mit einem Begriff anfangen, der alles und nichts bedeuten kann? Den jeder für sich ganz anders benutzt, und dabei noch nicht mal in der Lage ist, seine Bedeutung wenigstens ansatzweise ordentlich festzulegen? Was nutzt ein Begriff, der den Ausnahmefall zum Regelfall macht? Nichts, denn er gebiert nur dieses entsetzliche Rumgeeiere wie es jetzt hier stattfindet, um die Platte xy doch noch irgendwie zu den Alben rechnen zu können (oder eben das Gegenteil), obwohl sie den eigenen Ansprüchen an diesen Status letztlich nicht genügt.
Clau hat weiter vorne mal die unterschiedliche Genese von „Alben“ und „Kompilationen“ versuchsweise als Unterscheidungskriterium genannt. Das ist natürlich bei genauer Betrachtung völlig abwegiger Idealismus in klassischer Form. Dabei wird von einer Art Idealprozeß ausgegangen, der ein Album entstehen läßt. An der Realität geht das leider völlig vorbei. Erstens ist nämlich die Zahl der Künstler, die ein Album auf dieses gedachte ideale Weise in die Welt bringen, recht klein. Es waren und sind stets nur ganz wenige Musiker, die völlig frei das tun können, was sie wollen. Unzählige andere Musiker können ihre Visionen nur eingeschränkt umsetzen, andere haben gleich gar keine, sondern erfüllen im Grunde einfach einen Auftrag ihrer Plattenfirma. Trotzdem einen nur vermuteten Willen eines Künstlers zum Maßstab zu machen dafür, ob ein Werk Album genannt werden kann, ist methodisch extrem unsauber.
Clau behauptet außerdem, der Begriff Album habe eben einfach mehrere, unterschiedliche Bedeutungen. Das ist falsch. Album bedeutet einfach nur Longplayer. Daß es unterschiedliche Arten von Longplayern gibt ist offensichtlich, darum spricht auch nichts dagegen, diese mit diversen Begriffen zu differenzieren. Wenig nützlich ist aber, den Oberbegriff gleichzeitig für eine Unterkategorie verwenden zu wollen. Ich will noch einmal den Vergleich mit Büchern wagen. Auch davon gibt es unzählige verschiedene Arten, die nach den unterschiedlichsten Kriterien unterschieden werden. Dabei kann ein Buch durchaus in mehrere Kategorien gehören (das ist sogar der Regelfall). Dennoch bleiben sie alle Bücher, und niemand käme auf die Idee aufgrund persönlicher Vorlieben für bestimmte Textformen (oder gar Entstehungsformen) diese plötzlich exklusiv als Bücher zu bezeichnen, den Rest aber als Druckwerk. Leider hat sich für den Bereich der Tonträger eine ähnliche Nomenklatur bisher höchstens in Ansätzen gebildet. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber das gehört hier erst Mal nicht her.

PS: Das ich jetzt hier besonders auf claus Aussagen eingegangen bin liegt einfach daran, daß er wenigstens versucht hat, seine gefühlten Kategorien mit etwas ähnlichem wie nachvollziehbaren Regeln zu unterfüttern.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame