Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Der Album-/Compilation-Definitions-Thread › Re: Der Album-/Compilation-Definitions-Thread
Jan LustigerDass es immer wieder Grauzonen gibt, liegt in der Natur der Sache. Ähnlich ist es bei den sogenannten Mini-LPs, die sich nie durchgesetzt haben, und darum heute entweder in Alben- oder EP-Listen auftauchen. Ich sehe es übrigens auch so, dass Compilations Alben sind, weshalb dein Monographie-Vergleich für mich völlig hinfällig ist. Aber Compilations sind eben Alben, deren Entstehungsweise sich von der regulären Studio-LP zu stark unterscheidet, um da eine Vergleichbarkeit herzustellen. Ebenso würde es, wenn ich etwa die Anthology der Ramones als das beste Album 1999 führen würde, den Anspruch einer solchen Liste, das Musikgeschehen dieses Jahres qualitativ (einer persönlichen Beurteilung folgend) einzuordnen, ins Absurde führen. Den Anspruch hat natürlich nicht jeder. Aber dass die Ramones (für mich) nicht an die Spitze der Liste eines Jahres gehören, in dem sie keinerlei neues Material veröffentlicht haben, finde ich ziemlich selbsterklärend.
Mit Zweitverwertungen meine ich übrigens bereits in genau dieser Form veröffentlichte Tracks. Das Problem, mich nicht zwischen Compilation und regulärer LP entscheiden zu können, weil gleich viele erstveröffentlichte Tracks und welche, die es bereits auf anderen Tonträgern zu erwerben gab, drauf sind, habe ich persönlich selten. Irgendwelche Sonderfälle zum Beweis der Nichtgültigkeit einer Regel herzustellen, ist genauso zweifelhaft, wie eine rein etymologische Argumentation, die die Kontextualität, mit der diese Begriffe in unterschiedlichen Bereichen – und in unterschiedlichen Zeiten – anders benutzt werden, einfach ausblendet.
Außerdem zeigt die Diskussion hier recht eindeutig, dass das Forum den Begriff gar nicht so eng sieht, wie hier behauptet wird. Oder hat bisher irgendjemand geschrieben, dass man in seiner Top-100 auf keinen Fall Compilations listen darf? Das wird hier nur bei Auswertungen so gehandhabt, wo der Fundus, aus dem geschöpft wird, sich am Konsens orientieren sollte. Ändert sich der Konsens – ein denkbarer Ausgang dieser Diskussion – ändert sich die Handhabung. Ich sehe das Drama nicht.
Aufgrund akuten Zeitmangels nur ganz kurz: Alben, deren Songs zumindest zum Teil Zweitverwertungen sind, sind keine Ausnahme, denn oft erscheinen Singles deutlich vor dem Album.
Ein Drama sehe ich auch nicht. Was das Thema betrifft, bin ich völlig tiefenentspannt. Ich wollte nur mal meine Probleme mit dem hiesigen Alben-Begriff aufzeigen, ohne daraus irgendwelche Forderungen abzuleiten.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame