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Catch-22Grace goes Mainstream, 1985 habe ich dieses Produkt auch verpönt. Zu der Zeit waren Greg Sage, 60s Punk oder Psychedelic auf meiner Want- and Playlist. Aber der Mainstream bedroht nicht (weiterhin) meine Individualität, und somit kann ich insbesondere STTR und zum Teil auch dem Pomp und den Mätzchen von Trevor Horn etwas abgewinnen.
Vor ein paar Monaten wollte ich Welcome To The Pleasuredome ungehört entsorgen, aus den selben Gründen die du oben anführst: Radio, Orte, Leute. Ob aus Neugier oder Nostalgie habe ich mir dann Welcome To The Pleasuredome doch angehört, ein dolles Ding!
Nun hab ich Lust auf Chant No 1.
Dass der Mainstream die Individualität bedroht, ist sehr schön gesagt. Den Satz merke ich mir.
Viele der alten Abgrenzungsmanöver erscheinen aus der Distanz tatsächlich kindisch. Ich habe prinzipiell nichts gegen Slave To The Rhythm im speziellen oder Trevor Horn im allgemeinen. Gegen die erste ABC, Malcolm McLaren und auch FGTH ist eigentlich nichts zu sagen und gegen die Pet Shop Boys schon mal gar nichts. Und die Buggles habe ich auch im Schrank stehen. Über Yes muss ich aber noch mal nachdenken. Es ist eigenartig, dass Trevor Horn offenbar überhaupt keinen Unterschied zwischen FGTH einerseits, Yes andererseits und mittendrin Grace Jones macht, obwohl das von der Haltung meilenweit voneinander entfernt und gegensätzlich ist. Stampfender überschäumender Hedonismus in der Schwulendisco hier, aufgeblasener virtuoser Bombastrock dort. TH drückte allem seinen Stempel auf – und es funktionierte!
Aber das sollte man an anderer Stelle diskutieren.
Slave To the Rhythm ist ein tolles Stück Pop. Ob es ein tolles Stück Grace Jones ist, ist eine andere Frage. Ich persönlich bevorzuge die Warm Leatherette / Nightclubbing-Phase. Liegt vielleicht auch daran, dass ich GJ zu dieser Zeit kennengelernt habe, und alles andere von ihr daran messe. Aber nie war kalte Arroganz so verführerisch und erotisch wie auf diesen beiden Platte! Und beide Platten, vor allem Nightclubbing, sind musikalisch erste Güte. Die Produktion von Chris Blackwell & Alex Sadkin, die Band um Sly & Robbie und die Songauswahl sind großartig. In Verbindung mit Grace Jones ist das fantastisch. Wo sonst gibt es so etwas?
Von Spandau Ballet habe ich noch Gold im Schrank stehen.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)