Re: Pink Floyd – The Endless River

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nail75

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So liebe Leute, jetzt habe ich das Album über Kopfhörer komplett gehört. Ich stimme CTTE zu, dass das kein Album ist, sondern eine Ansammlung instrumentaler Skizzen, die manchmal in der Tat ganz hübsche Augenblicke haben, in denen natürlich weitgehend die Sounds der großen Alben als Vorbild dienen.

Oft ist die Musik (oder das Geduldel) aber einfach nur fragmentarisch und bisweilen extrem kitschig wie Anisina (insofern passt das Cover). In weiten Teilen wirkt The Endless River tatsächlich so, als hätte sich eine Pink Floyd-Instrumental-Band ans Werk gemacht, um Hochglanz-Entspannungsmusik zu produzieren, wie Gilmour sie zu lieben scheint.

Das wird nur von gelegentlichen Momenten durchbrochen, in denen Tempo und Intensität ein wenig anziehen: Allons-y wurde ja schon verschiedentlich genannt, aber bei aller Liebe – das ist keine Musik, die mich zu näherer Beschäftigung reizt, wenn ich alternativ The Dark Side Of The Moon oder Wish You Were Here hören kann.

Das größte Defizit des Albums sind das Fehlen der früher so genialen Übergänge, die zwanglose Verbindung von Gesang und Instrumenten und die große Harmonie des Gesamtwerks. Auf The Endless River befindet sich hingegen viel Stückwerk, viel Effekthascherei, viel Banalität und viel Popanz. Die Aufregung hat das Album einfach nicht verdient – und mit Pink Floyd hat das kaum etwas zu tun. Aber The Endless River täuscht ganz geschickt vor, dass es sich um ein Pink Floyd-Album handelt. Das ist meine Erklärung für die guten Bewertungen.

Am Ende stellt sich die Frage, warum The Endless River existiert. Da haben wir auf den letzten Seiten doch einiges gelernt, nämlich dass es doch stark ein David Gilmour-Vanity-Projekt ist. Das ist nicht verboten und ich glaube Gilmour sogar, dass er Wright vermisst. Kommerziell ist es natürlich ein Triumph, künstlerisch ist es bedeutungslos. Aber das waren schon alle Pink Floyd-Alben seit The Final Cut.

*1/2

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.