Re: Pink Floyd – The Endless River

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langelo-misterioso

Registriert seit: 10.03.2011

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So, nach meiner ersten Kurzkritik von Freitag muß ich mich jetzt doch nochmal äußern. Die Platte hat jetzt ein paar Hör Runden mehr durch, und ich muß sagen, mein Optimismus von letzter Woche ist einem Realismus gewichen…..

Zu einer Sternen Bewertung kann ich mich immer noch nicht durchringen, dafür lasse ich mir noch Zeit, ich bin ja kein gehetzter Redakteur der einen Druck Termin einhalten muß ;-)

Also die Lobeshymnen hier (bis zu unfaßbaren 5 Sternen) kann ich gar nicht teilen!

Die erste Seite der Platte fängt ja noch ganz gut an, wenn auch mehr als deutliche Klangverweise Richtung 1975 durchschimmern, so kann man das irgendwie trotzdem genießen. Kompositorisch ist das allerdings mehr als schwach, es ist halt bei einer Session entstanden, und so klingt es dann auch, ganz cool, sehr relaxte Stimmung, mehr aber auch nicht. Die Drums sind viel zu bombastisch im Sound, da hätte ich mir dann bitteschön auch den entspannten Drum Sound von WYWH gewünscht, stattdessen klingen die Drums eher nach The Wall……ist halt Geschmackssache.

Seite 2 wartet dann mit ziemlich uninspiriertem Schlagzeug auf, das fällt besonders negativ auf, da Wright mit einer interessanten Keyboard Passage beginnt, die Mason dann einfach in einem Disco Beat mit Roto Tom Geholze erstickt. Das ist weder gutes Drumming noch empathisch! Der gute alte E Moll Akkord durchzieht das Album wie ein roter Faden, da hätte man auch mal ein bißchen variieren können. ANISINA dann ist Fahrstuhl Musik in Reinkultur. Bei genauem Studieren des Booklets fällt dann auf: Hier spielt Wright gar nicht mit, Gilmour bedient die Keyboards, tja ich sag’s mal freundlich, Gitarre ist sein Instrument. Dazu dudelt das Saxophon (sicherlich technisch gut gespielt) und verstärkt den Muzak Effekt noch. Punktabzug!

Seite 3 beginnt mit THE LOST ART OF CONVERSATION sehr schön, die NOODLE STREET plätschert eher dahin, NIGHT LIGHT dagegen verzaubert wieder mit schönen Keybord und E Bow Sounds. ALLONS-Y geht als Run Like Hell artige Floyd Rock Nummer durchaus klar, AUTUMN’68 ist ein echtes Highlight. Unterm Strich bisher die beste Seite der Platte.

Seite 4 hat dann bei CALLING schon fast Brian Eno mäßige Ambient Sounds die mir persönlich gut gefallen, das gab’s zwar auch schon vor 30 Jahren, aber nicht bei Floyd in der Art. Bei SURFACING stößt dann wieder das Schlagzeug dazu, im Hintergrund gibts Backing Vocals die keinem weh tun aber auch nicht wirklich was zu sagen haben, der Grundakkord ist mal wieder….. E Moll….genau. Dann leitet ein relaxtes Wright Piano den einzigen Vocal Track ein. LOUDER THAN WORDS ist kompositorisch eher langweilig, aber er ist immerhin nach mehrmaligem Hören gewachsen. Ob das jetzt daran liegt, dass ich ihn mir schön höre oder ob er wirklich ein „grower“ ist, time will tell.

Unter dem Strich ein sehr durchwachsenes Album. Einige Sachen finde ich fast schon scheußlich (Masons‘ Rock Geholze oder den Kitsch bei ANISINA), andere Sounds sind wunderschön, eine schwer zu bewertende LP.

Für mich sind Pink Floyd eine der größten Bands der Rock Geschichte, aber meinen kritischen Blick erhalte ich mir trotzdem!!
Ich sag’s mal so: Besser als ich erwartet habe, aber weit entfernt davon eins der guten Floyd Alben zu sein. Dafür fehlen einfach gute Songs, das braucht eine Platte wenn sie bestehen will. Interessant Sounds allein reichen da nicht aus.

Wenn ich im Augenblick Sterne vergeben würde, dann wären es maximal *** aber ich warte noch etwas und höre lieber mit Abstand nochmal ;-)

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