Re: Eric Clapton & Friends – The Breeze: An Appreciation of JJ Cale (29. Juli 2014)

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten Eric Clapton & Friends – The Breeze: An Appreciation of JJ Cale (29. Juli 2014) Re: Eric Clapton & Friends – The Breeze: An Appreciation of JJ Cale (29. Juli 2014)

#9211347  | PERMALINK

annamax

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 4,597

Tribute-Platte für JJ Cale

Ehre dem kauzigen Visionär

Von Jörg Böckem

Eric Clapton hat JJ Cale so einiges zu verdanken, zum Beispiel einen Welthit. Nun hat er zu Ehren des Meisters einige von dessen Songs neu aufgenommen, unterstützt von Weltstars wie Mark Knopfler oder Willie Nelson.

Zugegeben, ein Tribute-Album ist in aller Regel kein Hinweis auf überbordende Kreativität und Schaffenskraft eines Musikers – die Stücke müssen nicht erst geschrieben werden und sind von bereits erwiesener Qualität. Wenn außerdem Weltstars die Songs einspielen, dann ist das Werk fast schon zum Erfolg verurteilt. Im Falle von „The Breeze – An Appreciation of JJ Cale“, aufgenommen von Eric Clapton mit Unterstützung von Könnern wie Tom Petty, Willie Nelson, Mark Knopfler oder John Mayer, gehen die Vorschusslorbeeren allerdings mehr als in Ordnung.

Ein Jahr nach dem Tod von JJ Cale verbeugt sich Clapton musikalisch vor dem Meister. Er wolle mit diesem Album dafür sorgen, dass die Menschen das Werk von JJ Cale kennenlernen und sein Publikum Lust darauf bekomme, sich mit dem Musiker zu beschäftigen, gibt Clapton zu Protokoll. Das ist mehr als angemessen. Denn Clapton bewunderte Cale zeitlebens und verdankt ihm viel: Im Jahr 2006 nahmen die beiden ein großartiges Album auf, das ihnen einen Grammy einbrachte. Claptons erster Hit war die Coverversion des Cale-Titels „After Midnight“, und eine fast originalgetreue Version von „Cocaine“ wurde für Clapton zum Welthit.

Cale, der schon 1972 mit der ersten Zeile seines ersten Albums „They Call Me the Breeze“ seine Musik definierte, hat nicht nur Clapton Hits ermöglicht, er hat auch Johnny Cash, Neil Young, Art Garfunkel, Carlos Santana oder Deep Purple inspiriert und mit Songs versorgt. Neil Young bescheinigte Cale gar, sein Gitarrenspiel sei das beste seit Jimi Hendrix. Cale, so viel steht fest, hat alle Bewunderung verdient, die er bekommen kann.

Sein Geld stopfte Cale in eine hohle Wand seines Wohnmobils

In L.A. wurden dem in Oklahoma geborenen John Weldon Cale die Initialen JJ verpasst. Ende der Sechzigerjahre kehrte er in seine Heimat Tulsa, Oklahoma zurück und verband Country, Folk, Blues und Rock mit solch entspannter Lässigkeit, dass ein Kritiker ihm attestierte, seine Musik sei besser als jeder Joint. Ruhm verdankt Cale, der den berauschenden Substanzen nicht abgeneigt war, einer anderen Droge: „Cocaine“ war sein einziger echter Hit, Jahre bevor Clapton das Stück in die internationalen Charts brachte.

Cale war ein legendärer Kauz. Starrummel lag ihm nicht, das Geld, das er mit seinen Platten verdiente – und das war nicht wenig – stopfte er in eine hohle Wand des Wohnmobils, in dem er lebte. Ein Haus oder ein Konto besaß er nicht. Heute muss der Mann, der schon in den Siebzigern den Banken und Immobilien misstraute, auch in der Hinsicht als Visionär gelten.

„Mein Glück besteht auch darin, in die Landschaft zu starren“

Dass meist andere mit seinen Kompositionen Erfolge feierten, scherte ihn nicht: „Schickt mir das Geld und lasst die jungen Leute berühmt werden“, hat ihn sein damaliger Manager zitiert. Auch im Alter taugte Cale zur Inspiration und als Vorbild: „Ich hab nie nach Ruhm gesucht. Ich hab nach Glück gesucht. Ich hab mein Glück gefunden. Und mein Glück besteht auch darin, in die Landschaft zu starren“, gab er in einem Interview einige Jahre vor seinem Tod zu Protokoll. Und: „Wir sind nicht für immer hier, oder? Wir sind irgendwann wieder weg. Wir sind Wasser in einem Fluss. Das Wasser ist, wenn wir Glück haben, sauber, es sind ein paar Fische drin, es fließt vorbei, dann ist es weg, neues Wasser kommt. So ist das Leben. Ich hab Glück gehabt. Ich kann sagen: Das Wasser rauscht vorbei, und ein paar Songs werden bleiben.“

Dafür leistet Eric Clapton seinen Beitrag. Auch wenn sich Clapton und Kollegen bei der leidenschaftlichen und liebevollen Interpretation der Cale-Songs mehr als wacker schlagen, die vielleicht größte Leistung von „The Breeze“ ist: Die CD macht vor allem Lust, die Originale wieder zu entdecken.

http://www.spiegel.de/kultur/musik/eric-clapton-macht-mit-mark-knopfler-tribute-album-fuer-jj-cale-a-981589.html

--

I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.