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MistadobalinaNa ja, für mich stellt sich schon die Frage, was Sia mit dem Video eigentlich im Sinn hatte, ich sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang zu dem Text des Songs. Ich sehe eine auf Frau geschminkte tanzende 11jährige im fleischfarbenen Body und das wirkt auf mich schon etwas irritierend.
Ebenso irritierend sind auch einige von Maddies Instagram-Fotos, da sieht man ja ganz deutlich, dass sie ganz bewusst als Frau in Szene gesetzt wurde. Aber das ist ja kein Einzelfall, in den USA werden die kleinen Mädchen ja schon frühzeitig von Misswahl zu Misswahl geschleppt.
Irritiert hat mich der Clip ja auch, aber am Ende überwiegt für mich die Würde, die Maddies Performance ausstrahlt. Sie spielt eine Rolle, aber wieso eigentlich sollte ein Kind keine Erwachsene spielen dürfen? Ist eine offene Frage, ich will gar keine Antwort voraussetzen … Der Body ist ein sehr schlichtes Tanz-Outfit, das aber erkennbar da ist und nicht etwas anderes vortäuscht. Ich finde, er neutralisiert die Körperlichkeit geradezu. Wenn man sieht, in welchen Outfits Maddie sonst auf der Bühne steht, ist man für mein Empfinden hier sogar recht sensibel vorgegangen. Die Vermarktung Maddies durch die Mutter hinterlässt bei mir auch einen sehr schalen Beigeschmack, aber für mich mindert das nicht den künstlerischen Wert des Clips, im Gegenteil. Ryan Heffington und Sia sind eigentlich die ersten, die mit ihr auf Augenhöhe gearbeitet haben.
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Abgesehen davon dass die Musik einfach solche Dutzendware ist, dass meine Freundin schon beim zweiten Durchlauf auf dieser Seite gefragt hat, ob mir diese Grütze etwa gefallen würde
Das ist doch schön, dass ihr beiden für den Rest der Menschheit geklärt habt, dass das „Dutzendware“ und „Grütze“ ist. Müssen die 10 Mio. Zuschauer also andere Motive haben, weil diemusikkannesjanichtsein … Das ewige, ermüdende Mantra einer bestimmten Sorte Pop-„Kritik“.
ist die wohl intendierte Botschaft hier in zwei verschämt kurzen Strophen untergebracht, während die weit eingängigere Refrainzeilen in zahlreichen Wiederholungen von (u.a.) „123 123 drink“, „I’m gonna live like tomorrow doesn’t exist“ und „Keep my glass full until morning light“ diese „Bedeutung“ völlig konterkarriert. Nun ja, die Zielgruppe wird sicherlich die wahre Bedeutung des Songs umgehend erfassen „123 123 drink“.
Du willst Dich ja nicht mehr äußern, daher kann ich nur darüber spekulieren, wen Du für die „Zielgruppe“ von Sia Furler hältst. Man könnte das durchaus aus ihren früheren Veröffentlichungen ableiten, dazu müsste man sie allerdings kennen. Wenn sie den einzigen TV-Auftritt ausgerechnet bei Ellen DeGeneres absolviert hat, solltest aber auch Du darauf kommen können, dass ihre „Zielgruppe“ sicher nicht Spring Breakers sind. Die „Zielgruppe“ von Sia ist durchaus in der Lage, den Song zu verstehen.
Womit mein vorhergehender Satz dann auch bewiesen wäre.
Süß. Sia Furler ist eine schon seit mehr als zehn Jahren etablierte Singer/Songwriterin, Ryan Heffington ein renommierter Choreograph, der u. a. auch schon für Arcade Fire und Sigur Ros gearbeitet hat, und Maddie Zieglers Können spricht für sich. Ob man den Clip oder Song für gelungen hält oder nicht, kann jeder für sich entscheiden. Aber ich muss mich ganz sicher nicht für die Meinung rechtfertigen, dass es hier um ernstzunehmende Pop-Kunst geht. Ein tragfähiges Gegenargument habe ich jedenfalls bei Dir nicht gelesen (und nein, „meine Freundin und ich findens doof“ ist kein Gegenargument).
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