Re: get happy!? #6 VÖ 28.05.14

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Ich habe das neue Heft gestern Abend auf der Release-Party von der Redaktion persönlich erwerben können. Nach erstem Durchblättern am Frühstückstisch bin ich erstmal beeindruckt von Fülle und Bandbreite des Materials. Hut ab!

Zwar bin ich kein Ur-Berliner, habe aber zumindest noch ein paar „wilde Jahre in der Mauerstadt“ miterlebt und auch von der Berliner Gegenwart bin ich immer wieder überrascht und beeindruckt. Stolzer Berliner Lokalpatriot bin ich allemal.

Zwangsläufig hat jeder einen anderen Blick auf die Stadt, denn die Existenz von zahllosen Paralleluniversen ist etwas, was Berlin ja gerade auch ausmacht. Insofern wird wohl auch kaum jemand sein persönliches Berlin-Bild in get happy!? wiederfinden, aber viele Mosaiksteinchen sind doch vorhanden, wenn auch teilweise aus Mosaiken, die ich bislang noch gar nicht kannte.

Es freut mich, dass mit dem Artikel über Reprodukt auch Comics ein Thema sind, wobei ich mir dann persönlich mehr über Berliner Zeichner gewünscht hätte. Der urberlinerische Fil wurde schon erwähnt, Reinhard Kleist fällt mir spontan noch ein. Mit Gleisdreieck 1981 ist erst kürzlich ein Comic erschienen, der in der Mauerstadt spielt. Habe ich es übersehen oder kommt die beginnende Techno Szene Ende der 80er mit Tresor und Ufo gar nicht vor? Und was ist mit den Kebapträumen in der Mauerstadt? Berlin Alexanderplatz? Auf den Artikel über den Platz selbst bin ich jedenfalls schon mal gespannt. Detlev Bucks grandioser Großstadtfilm Knallhart? Aber das ist Klagen auf allerhöchstem Niveau. (Falls ich was in get happy!? überlesen habe, bitte ich um Korrektur.)

Und wie gesagt: Das ist alles eine persönliche Sicht, und wenn man über dieses schreibt, kann man nicht gleichzeitig auch über jenes schreiben, zumal der Umfang des Heftes ja auch begrenzt ist. Vielleicht werden dadurch erst die Lücken sichtbar. Ich freue mich also sehr über das, was in get happy!? drinsteht. Es macht auch auf das, was nicht drinsteht, neugierig und ich bekomme schon Lust selbst was zu schreiben.

Ich kannte bislang die Hefte #1, #2, #3 und #4 von gh!?. Die aktuelle Ausgabe scheint mir die bislang beste zu sein. Aber vielleicht ist das auch nur Lokalpatriotismus.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)