Re: get happy!? #6 VÖ 28.05.14

#9190413  | PERMALINK

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This charming man

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So, nachdem ich mich die Woche über immer mal wieder mit #6 beschäftigt habe, ein paar kleine Anmerkungen…

Habe zuerst die Single aufgelegt, fand das Gebotene aber lachhaft bis läppisch. Ist wohl eher etwas für Leute, die Trio, Kraftwerk und verquält origineller NDW-Poesie etwas abgewinnen können. Hätte Müller wenigstens „Single“ richtig ausgesprochen, wäre ein halber Sympathie-Stern fällig gewesen, aber das Unbeholfene gehört hier wohl zum Kunstverständnis. Erfreulich dennoch, daß eine 7inch beiliegt. Ich hoffe, das ist von nun an Standard (?).

Sodann widmete ich mich den „Berlins Beste“-Seiten, wo mir die Top10s diverser Kollegen lautstark und unmißverständlich zuriefen: „Geh in Deckung!“. Ein guter Rat, den ich in meiner gutmütig-neugierigen Art freilich nicht beherzigte. Natürlich nahm ich die „Listen“ ohne Ranking nicht wahr. Das mache ich nie, manifestiert sich in der Weigerung, sich eine durchdachte Reihenfolge abzuringen, doch stets eine eigentlich listenfeindliche Geisteshaltung, der die Kraft zu Konsequenz abgeht. Langweiler! Die Top10s der Herren Liebing, Brüggemeyer, Willander, Hentschel, Groß et. al. überflog ich indes, fand darin jedoch nur vereinzelt Tracks, die anzuhören mir keine Schmerzen bereiten würden. So viel Einsternigkeit war nie. Dabei hätte es doch durchaus ein paar tolle Berlin-konnotierte Platten gegeben, auf die man hätte rekurrieren können. Stellvertretend sei hier nur an Die Haut und ihre Single „Der karibische Western“ erinnert. The Boots! The Legendary Golden Vampires! Stattdessen das dröge „Helden/Heroes“, Iggy und Ideal. Und noch Schlimmeres. Herrjeh, wäre das wirklich die Berliner Luft, Luft, Luft, wäre ich längst erstickt.

Nun zum Positiven. Norberts Konzert-Photos gehören dazu, der Cave-Artikel auch, obwohl ich wahrlich kein Cave-Fan bin. Ferner Kamils Katja und seine Berlin-Filme (Buttgereit ist nicht mein Fall) sowie Gabys Bowie, auch wenn ich dessen Berliner Platten nicht sonderlich schätze. Alles mit Gewinn gelesen, danke. Einiges steht noch zur Lektüre an: Kristinas Marlene, die TD-Werkschau, Hagens Scherben, etc.

Ein Zwischenreport mithin nur, aber ich wollte das schonmal loswerden, weil sich ja sonst leider hier nichts tut. Keine Ahnung, warum die hiesigen Leser mit Eindrücken geizen. Bleibt Feedback aus, kann das Publizieren schnell frustrieren. Ach ja, die Vorstellung der Redaktion war eine gute Idee, das Layout wird immer besser, die Qualität der Texte ist nicht immer, aber oft von beachtlicher Güte.

Vorläufiges Fazit: Nichts gegen den Berliner Kulturbetrieb der letzten hundert Jahre, da gab es viel Anständiges und Aufregendes, aber was der Berliner Musikbetrieb in den letzten fünfzig Jahren an Anständigem bis Aufregendem hervorgebracht hat, ist schwerlich Magazin-füllend. Freue mich daher schon auf Ausgabe #7, dann hoffentlich wieder mit einem musikalisch ergiebigeren Städte-Schwerpunkt. Wie wäre es mal mit Austin? Manchester? Dublin?

Nachtrag: Den TD-Abriss von Rafael Severi eben gelesen, fand ihn vorhersehbar und recht klischeehaft in seiner Beurteilung (das kosmische Frühwerk faszinierend, alles danach banal und uninspiriert) und in der Darstellung der musikalischen Evolution stellenweise unnötig verkürzend. Nächste Haltestelle: die Dietrich.

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