Re: Delia Hardy’s 7"-Faves

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Adlerauge

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Blondie – X-Offender

„Valentine witnessed the nights when Patti screwed Christ, when Hell blanked the world, when Verlaine sent guitar solos spinning slowly back into nineteenth-century Paris… He got to argue with David Bowie and get drunk with Iggy Pop. What else is there to do?“ fragte Paul Morley für den Guardian in seiner Renzension zu Gary Valentines (vgl. Post 1) Memoiren.

Nun… Gerichtstermine wahrnehmen. Eines Tages stand schließlich ein Polizeibeamter an der Tür des 18-jährigen und erklärte:

„Listen, Gary. I know you. You’re not a bad kid. There’s probably some mistake. But I still gotta take you in.“

Die Anklage? Sex mit Minderjährigen, respektive seiner damals erst 16-jährigen Freundin. Die Mutter des Mädchens war auf die Beziehung aufmerksam geworden, da es zur Schwangerschaft gekommen war und für sie ungeachtet der Annahme, dass die Tochter wohl mit mehreren Jungs angebandelt hatte, nur einer als Vater in Frage kommen konnte.

Eine Odysee durch verschiedene Polizeistationen folgte, dann wurde Valentine auf Kaution und ein paar weiteren Auflagen freigelassen. Infolge eines heftigen Streits mit seinen Eltern packte der nun offiziell bis auf weiteres als Triebtäter Registrierte kurz darauf seine Sachen und fand eine prekäre Unterkunft im „appartement of the size of a shoebox“ in New York, wo Debbie Harry und Chris Stein lebten.

Und so vergingen mehrere Monate der Jahre 1974/1975 pendelnd zwischen der brodelnden New Yorker Musikszene und den Gerichtsterminen in New Jersey. Blondie hatten währenddessen erste Formen angenommen, auch wenn nach Valentines Auskunft kein Konzept dabei bestand.

„(…)we just remembered those few years in the 1960s when it seemed nearly impossible to turn on the radio and hear a bad song. We didn’t want to bring back the sixties, we wanted to come up with songs that were that good. Songs you could hear once, and walk away humming. Songs with hooks. Hits.“

Eines Nachts in Max‘s Kansas City ging ihm bezüglich dieser Prämisse ein Licht auf.

„ I got up, rushed back to the loft and picked up a guitar. The next day I had the chorus, melody, hook and the lyrics for the chorus. I played it for Debbie. She asked if I had lyrics for the verses. Not yet.

„Let me have a try.“

Ein autobiographisches Werk über seine Erfahrung mit Zelda, so der Name des Mädchens, hatte es eigentlich nicht werden sollen, jedenfalls nicht, wenn es nach Valentine alleine gegangen wäre. Debbie Harry sah in der Geschichte jedoch einiges Potenzial.

„(…)for some reason Debbie took that as a theme. According to her the song was about „a poor kid“ who had a sixteen year old girlfriend who was a hooker. He had fallen under her influence and she had gotten knocked up when he was seventeen. Zelda wasn’t a hooker, but the essentials are correct. The poor kid was me and the song was „Sex Offender“, later changed by Richard Gottehrer to „X-Offender“.

… um nicht allzu viel, allzu zwielichtige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nun ja…

Sprach ich gerade von Licht?

X-Offender ist für den Powerpop-Himmel das, was Sirius für den Nachthimmel bedeutet. Ein Stück, das alles andere überstrahlt, vom ausgebufften spoken word intro, das Valentine gar nicht mal so mag, über Jimmy Destris sorgenfrei florierender Farfisa Orgel, Clem Burkes stürmischen Drums und Valentines Einsatz an der besonders schön im Solo twangenden Gitarre.

Für das Ende vom Lied muss ich dann aber leider auf Post 1 verweisen…

Yeah. Gary, you’re not a bad kid at all.

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…because life is full of important things.