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Die Diskussion, ob und wenn ja, welche Sorte Hits Petty noch macht oder machen kann, ist so überflüssig wie ein Kropf. Wenn ich mir Hypnotic Eye und daneben ein altes „Hit“-Album wie DTT, YGGI oder LAD anhöre, stelle ich vor allem fest, dass da heute so sehr viel reifere Musiker als damals am Werk sind. Da geht es nicht mehr um die Themen „Million-Dollar-Sound“, „Radio-Hooks“ und Teen-kompatible Songthemen. Mir scheint, hier geht’s eher um das Reflektieren künstlerischer Wurzeln, z.B. in der Garagenrockszene der 60er Jahre, im Chicago Blues der 50er Jahre und auch um die eigene Geschichte, die an allen möglichen Ecken durchschimmert. Warum sollte sich eine solche über den Dingen stehende Band mit Miley Cyrus oder Kid Rock messen wollen? Und wozu sollte sie Free Fallin‘ Mach II aufnehmen? Das haben sie dankenswerterweise schon auf Mojo nicht getan. Stattdessen haben sie damals ohne Rücksicht auf irgendwelche Markterwartungen nur für sich Musik gemacht, irgendwie ziemlich introvertiert, fast kammermusikalisch, mit Fokus auf Gitarre, Jamsession und Bandzusammenspiel. Ich habe den Eindruck, dass das hier ein bisschen ähnlich ist, nur sind die Themen diesmal andere (siehe oben).
Was mir nach zwei Mal Hören tierisch gut gefällt: Das raue, trashige Element im Bandsound, das dieses Album ziemlich vital macht und stellenweise in die Nähe der Frühwerke bei Shelter Records rückt. Und der unüberhörbare Drive der Band. Es scheint, die Welttournee vor zwei Jahren hat den Jungs wieder richtig Feuer unter den Hintern gelegt. Außerdem sind die Songs wunderbar klar und profiliert. Im übrigen wüsste ich nicht, warum American Dream Plan B kein Hit sein sollte. Jedenfalls in einer besseren Welt.
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"Du nicht, Schickelgruber!" (Der Wendepunkt, Klaus Mann)