Re: Sollte man Ticketweitervekauf auch hier verbieten?

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notdarkyet

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Zu der Frage im Threadtitel:

M.E. nein. Auf jeden Fall den privaten Wiederverkauf nicht. Wenn ich eine Konzertkarte kaufe, bezahle ich für eine „versprochene“ Leistung und bin damit, rein rechtlich, im Besitz einer Urkunde über diese. Sollte ich diese „Leistung“ nicht wahrnehmen wollen bzw. verhindert sein, ist es meine Entscheidung dieselbe weiterzuverkaufen. Da sehe ich keinen Unterschied zu jeder anderen Ware die ich erstehe bzw. gezwungen bin zu erstehen.

(Ganz nebenbei finde ich es unglaublich mit welchen Mitteln, v.a. über die oft rechtlich nicht halbaren AGB-Erfindungen, die Veranstalter bzw. deren lizensierte Ticketverkäufer den einzelnen „Endkonsumenten“ zu gängeln versuchen und dabei Erfolg haben; Vom teils haarsträubenden Ticketing und oft grausamen Zuständen in den großen Hallen mal ganz abgesehen; Wer mal die Jahresbilanzen von Marktführern wie eventim oder ticketmaster anschauen will, sollte das googlen. Da schlackern einem die Ohren. Da werden für nichts und wieder nichts unglaubliche Gewinne eingefahren. Schon klar, Kapitalismus. Jaja.)
Das alles spielt sich natürlich im Rahmen kapitalistischer Ökonomie und Verwertungslogik ab, über die sich vortrefflich disputieren ließe…

Was die professionellen Wiederverkäufer, Skalper, Ticket-Broker und sonstigen Abzocker betrifft, wäre ich über eine klarere Gesetzgebung allerdings froh. Wird aber wohl nichts: Viele Veranstalter arbeiten mittlerweile eng mit Großbrokern (z.B. viagogo) zusammen und verengen damit künstlich den Markt bzw. lassen sich die Sponorengelder der finanzstarken „Broker“ schmecken.

Ein zweites Problem sind natürlich die „großen“ Künstler bzw. ihr Management selbst: Wer sich nicht um die Frage der „Ticketgerechtigkeit“ (Preis, Erreichbarkeit etc.) kümmert, der unterwirft sich den Marktmechanismen komplett bzw. profitiert davon (und darum geht es meist). Das ist natürlich eine alte Debatte.

Aber: Ich sehe da nur eine Chance. Die wenigen „großen“ (im Sinne von Verkaufszahlen bei Live-Gigs, wo diese Probleme wie aktuell bei den Stones ja auftreten) und „gefragten“ Künstler müssten sich zusammentun und gemeinsam diese Sauereien beenden. Das ist eine Utopie, ich weiß. Alles ein großes Geschäft. Aber es gab schon Vorschläge, z.b von Neil Young.

Noch viel weniger halte ich natürlich von den „personalisierten Tickets“ die von den Hardliner so gerne gefordert werden. Weder gebe ich gezwungenermaßen meinen Namen beim Kauf eines Pfund Butter an, noch beim Bier in der Kneipe und schon gleich nicht beim Konzert. Niemals.

Zurück zur Gesetzgebung: Die momentane Gesetzgebung „schützt“ den privaten Käufer noch einigermaßen, was wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist. Ein Versuch das BGH-Urteil z.B. überprüfen zu lassen würde, fürchte ich, in die falsche Richtung gehen: Mehr Überwachung, mehr „Rechte“ für die großen Spieler. Lieber mal so lassen…

Und nochmal: Viel Erfolg allen Stones Fans hier im Forum!

P.S.: Ein GA bei Sitzplatzkonzerten würde einige Dinge schon maßgeblich entspannen…

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