Re: Motown – Hits vom Fließband

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nicht_vom_forum

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bullschuetzWas ich bei Motown eben so frappierend finde: dass die traditionell gängige und weithin für wahr gehaltene Behauptung, wonach entschlossene Kommerzorientierung der Entwicklung einer eigenständigen künstlerischen Handschrift im Wege stehe, hier derart auf den Kopf gestellt wird.

Das hängt aber auch damit zusammen, dass „Kunst“ kein fest definierter Begriff ist und verschiedene Aufgaben bzw. Ausprägungen hat. Motown und der von Dir beschriebene Mechanismus wären völlig undenkbar, wenn sich in den USA nicht gleichzeitig gesellschaftlich ein Klima entwickelt hätte, das von neuem schwarzen Selbstbewusstsein geprägt war (Was von der Bürgerrechtsbewegung über Musik bis zu Blaxploitation-Filmen reichte). In dieser Situtation ist eine „Entität“, die handwerklich auf hohem Niveau den Zeitgeist abbildet zwar „Kunst“ (wie z. B. auch Mozart), das Ergebnis hat aber aber mit dem Kunstbegriff, den jemand wie Peter Brötzmann für sich in Anspruch nimmt, wenig zu tun. (Disclaimer: Diese Aussage enthält keine Wertung.)

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