Re: Lykke Li – I Never Learn

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herr-rossi
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Nach 2 1/2 Wochen mit „I Never Learn“ eine kleine Zwischenbilanz. Ich muss sagen, dass ich am Anfang nicht enttäuscht war, aber auch nicht sofort Feuer und Flamme. Da war neben dem „wie, schon vorbei?“-Effekt auch zunächst das Gefühl, dass hier alles etwas zu glatt aufgeht, dass das Verspielte des ersten Albums fehlt und auch der dunkle Unterton des zweiten. Auch fehlen diesmal kantigere Tracks wie „Complaint Departement“ oder „Youth Knows No Pain“.

Stattdessen, wie angekündigt, ein kompromissloses „gebrochene Herzen“-Album. Schöner leiden mit Lykke? Auch das. Aber was das Album ausmacht, ist das schnörkellose, klassische Songwriting. Ihre Leidenschaft für die Brill Building-Ära wird einmal mehr deutlich. Einen Song wie „Love Me Like I’m Not Made Of Stone“ kann man sich mühelos von den Everly Brothers gesungen vorstellen. Doch anders als beim spectoresken „Sadness Is A Blessing“ vom letzten Album versucht sie nicht, auch den Sound dieser Zeit nachzustellen. Stattdessen kleidet sie beispielsweise „Never Gonna Love Again“ in ein Gewand, das mich an Belinda Carlisle erinnert (uncharmantere Zeitgenossen an Foreigner). Überhaupt die Refrains – sie sind fast alle so groß, dass sie eine eigene Postleitzahl brauchen, wie Kitty Empire so schön formulierte. Das könnte auch schief gehen, aber was will man gegen Tracks wie „No Rest …“, „Just Like A Dream“ und „Gunshot“ sagen? Wunderbar auch der Gospelchor auf „Heart Of Steel“, it’s like a prayer, it’s like a dream to me;-) Etwas aus dem Rahmen fällt in dieser Hinsicht der refrainlose, halb instrumentale Titeltrack, dessen Westcoast-Sound mir aber auch sehr gut gefällt.

Hier noch eine Besprechung von Anthony Fantano

Und eine schöne „Live im Studio“-Version von „Never Gonna Love Again“:

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