Re: ROLLING STONE: März 2014

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go1
Gang of One

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OnkelllouNatürlich ist ein „Wald und Wiesen Musiker“ ne andere Geschichte….aber dazu zähle ich Bela B nicht..und um den geht es doch im aktuellen RS.

Tatsächlich ist Bela B in dem Gespräch ganz überflüssig; die interessanten Bemerkungen, die man herausklauben kann, kommen von Judith Holofernes. Es wird aber kaum etwas vertieft, letztlich bleibt es bei einer oberflächlichen Plauderei. Bei mir hinterlässt das den Eindruck, dass es sich um eine Promo-Übung handelt, die gemacht wird, weil die neuen Soloalben der beiden Künstler beworben werden müssen (zwei auf einen Streich). Die Interviewerin Jenni Zylka liefert ihre Dienstleistung für die Plattenfirmen ab, damit die dann wieder Anzeigen im RS schalten. Kein guter Job.

Ansonsten ist mir beim ersten Durchblättern noch Uwe Kopfs Typewriter-Kolumne negativ aufgefallen, die (von der Redaktion?) mit einer völlig irreführenden Überschrift versehen worden ist: „Präsident Eisenfaust. Box-Weltmeister Vitali Klitschko wird wohl bald die Ukraine regieren – überraschen sollte das allerdings niemanden“. Wer das glaubt, hat sich nicht kundig gemacht über die Lage in der Ukraine. (Kopf selbst legt sich in seinem Text auch nicht so eindeutig fest, wie es diese Überschrift nahelegt.)

Kaum jemand nimmt Klitschko als Politiker ernst, wie alle zuverlässigen Augenzeugen berichten, die die Ukraine bereist und mit den Leuten auf der Straße gesprochen haben. Kopf schreibt: „Die Klitschkos sprechen besser Englisch als die Kanzlerin und ihr Außenminister“ – wichtiger wäre das Detail gewesen, dass Vitali Klitschko nur schlecht Ukrainisch spricht (er spricht Russisch und ist ein schlechter Redner, ohne Charisma). Die USA, die seit 1991 fünf Milliarden Dollar in der Ukraine investiert haben (für „Demokratieförderung“) und die Machtverhältnisse dort bestens kennen (und Einfluss ausüben können), halten auch nicht viel von Klitschko, wie wir von Victoria Nuland erfahren haben. Die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Klitschko mit Geld und Know-how unterstützt, hat wahrscheinlich auf das falsche Pferd gesetzt. (Die USA haben für den Machtwechsel Jazenjuk favorisiert, wenn ich den Nuland-Mitschnitt richtig in Erinnerung habe.) Nein, Vitali Klitschko wird aller Voraussicht nach als Sportler in Erinnerung bleiben, nicht als Staatsmann.

Ich will jetzt aber nicht negativ klingen: Das Heft enthält vieles, auf das ich gespannt bin!

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