Re: Habibi – Habibi

#9084399  | PERMALINK

herr-rossi
Moderator
-

Registriert seit: 15.05.2005

Beiträge: 87,241

Was für ein ausgemachter Unsinn, das alles. „Lolita-Bildchen“? Dieses Foto einer Frau Anfang 20 soll ein „Lolita-Bildchen“ sein? In Nabokovs Roman geht es um Pädophilie, Lolita ist im Roman 12. Vor dem Hintergrund ist es wirklich absurd, wie sehr sich das Schlagwort „Lolita“ verselbständigt hat. Habibi wird man wohl schwerlich den Vorwurf machen können, vordergründig auf Sexyness zu setzen. Im Gegenteil, weder das Artwork ihrer Debüt-7“ noch der zugehörige Clip, in dem die Band gar nicht zu sehen ist, gaben darauf irgendeinen Hinweis. Das LP-Cover auch nicht, soweit ich es kenne (habe die LP noch nicht in der Hand gehabt). Aber wenn es schon wieder reicht, dass Frauen auf der Bühne Shorts tragen, um verkniffene Kommentare zu ernten, dann willkommen zurück, 50er Jahre-Mief. Als ob es Elvis‘ Hüftschwung nie gegeben hätte. Selbstverständlich geht es im Pop auch darum, gut auszusehen, die Sexyness der Musik auch optisch umzusetzen. Bands, die hüftsteife Musik machen, sehen in der Regel ja auch so aus.

Mein „Der Thread hat noch zu wenig Bilder“-Post war übrigens durchaus auch in Richtung solcher verklemmter Kommentare zu verstehen, die garantiert immer dann kommen, wenn es um junge Künstlerinnen geht. Bewusst habe ich dafür ein Foto gewählt, dem man nun nicht im entferntesten irgendeine sexualisierte Botschaft entnehmen kann. Bilder schaffen Aufmerksamkeit und sind eine Visitenkarte der Künstler, weswegen sie zur Pop-Berichterstattung immer dazu gehören, unabhängig vom Geschlecht der Künstler und der Hörer. Der größte Habibi-Fan hier im Thread ist übrigens weiblich, nur so nebenbei …

Die wirre Zusammenstellung der Name spricht ja schon Bände. Lady Gaga, Rihanna und Sky Ferreira sind tatsächlich Künstlerinnen mit zum Teil expliziter Bildsprache und Posen. Was ist der Vorwurf an Haim? Lange Haare, lange Beine? Genügt das schon, um ein „Sex sells“-Argument zu rechtfertigen? Und Angel Haze? Bitte?

Und wirr geht es weiter: „Bandits“ war ein Film mit damals bereits bekannten Schauspielerinnen, Katja Riemann musste dafür erst Schlagzeug lernen, die anderen hatten musikalische Erfahrungen. Es gab einen Soundtrack zum Film, aber eine Band Bandits hat es abseits des Films nie gegeben. Was das mit Habibi zu tun haben soll, keine Ahnung.

Immerhin, was „Hobart Paving“ angeht, gebe ich Dir recht. Aber auch Saint Etienne sind ein Beispiel für eine Band, die so gut aussieht, wie sie klingt, und dass sie gut aussieht, konnte man schon nach dem Hören der ersten Töne, ohne Kenntnis eines einzigen Bildes wissen. Das ist Pop!

--