Re: Michael Bloomfield – From His Head to His Heart to His Hands

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wolle62

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So ich habe mich dann doch entschlossen, die Box zu ordern…

Jetzt gibt es nun auch endlich eine Werkschau von dem Bluesrock Gitarristen Mike Bloomfield, der 1943 in Chicago geboren wurde, in einer ansprechenden Box mit 3 CDs, einer DVD, sowie einem Heft mit seiner Lebensgeschichte und ein paar schönen alten Fotos.

Das Ganze wurde in drei Themengebiete unterteilt, wobei die erste CD unter dem Motto „Roots“ läuft.

Und so fängt es auch 1964 mit seinen ersten Demoaufnahmen für einen gewissen John Hammond (u.a. Produzent von Bob Dylan) an. Bei diesen 3 Titeln, im Stil eines weißen Muddy Waters, wird er nur von dem Bassisten Bill Lee (dem Vater von Spike Lee) begleitet. Das ist Folk Blues pur, zeigt aber schon welch fantastischer Gitarrist er ist.

Es folgen Aufnahmen seiner LP „Don’t Say That I Ain’t Your Man! Essential Blues 1964 – 1969“ mit u.a. Charlie Musselwhite, einem der besten Harmonica Spieler im Blues, wohl so eine Art Vorbote für seinen Einstieg in die Paul Butterfield Bluesband.

Zuvor noch zwei Tracks aus seiner Zusammenarbeit mit Bob Dylan, darunter eine fantastische Instrumentalversion von „Like A Rolling Stone“.

Von seiner Paul Butterfield Blues Band Zeit sind hier 3 Stücke enthalten, aber nichts Neues, wenn man wie ich schon alle regulären Alben der Band besitzt. Aber wie der Lonplayer „East-West“ hier groovet, ist schon sagenhaft.

Die restliche Zeit der ersten CD gehört dem Nachfolgeprojekt ELECTRIC FLAG von 1967, ebenfalls mit Paul Butterfield, was ich bisher nicht wusste. Hier erfolgt ein stilistischer Wechsel, vom Blues Rock zum Soul und Funk geprägtem Rock. Musikalisch mit Orgel und Bläsersätzen eigentlich schön umgesetzt, allerdings kann der Sänger Nick Gravenites nicht ganz mithalten, klingt für mich etwas bemüht. Jetzt weis ich auch, warum ich keine Platten dieser Band habe.

…weiter geht es mit der zweiten CD unter dem Motto „Jams“, womit wir auch gleich bei Seiner wohl bekanntesten Platte, der „Super Session“ von 1968 mit Stephen Stills und Al Kooper sind. Leider fehlt „Stephen Stills bei den hier ausgesuchten drei Tracks, schade. Der dritte Titel „His Holy Modal Majesty“ hieraus wurde allerdings erst 2003 auf der Expended Version veröffentlicht und soll von John Coltrane & Mc Coy Tyner inspiriert sein, wobei Al Kooper Trane’s Sopran Saxofon auf die elektronische Orgel transferiert.
Der Rest der CD gehört den Aufnahmen der „The Live Adventures Of…“, sowie den Fillmore East and West Livemitschnitten von 1968, darunter auch Einige unveröffentlichte Aufnahmen, wie auch Coverversionen von Paul Simon, Robert Johnson und Ray Charles. Der Funk und Soul aus der Electric Flag Phase ist zum Glück vorbei, hier herrscht wieder der Blues Rock.

Und weiter mit der dritten CD und dem Motto „Last Licks“. Eröffnet wird die CD mit drei Tracks der Live LP „I’m With You Always“ von 1977, die ihn zunächst Solo und dann mit einer kleinen Band zeigen. Hier macht er wieder einen Schritt zurück zum Folk Blues, wo er mal wieder mit seinen Fähigkeiten an der Gitarre glänzen kann. Aber schon geht es wieder zurück ins Jahr 1969 und seinem Mitwirken bei der Muddy Waters Session „Fathers And Sons“, die ihn nochmal als einfühlsamen Bluesmusiker präsentieren. Nochmal eine Livesession aus dem selben Jahr von dem Album „My Labors“. Mal was Anderes, auch wieder 1969 half er in der Liveband von Janis Joplin aus. Dieses Jahr muss es den Produzenten dieser Box besonders angetan haben, denn es folgen weitere Tracks der Fillmore Aufnahmen. Auch zeigt sich hier ein deutliches Übergewicht an Livemitschnitten in der Auswahl der Songs. So geht es wiederum mit Stücken aus der 1977er Liveplatte „I’m With You Always“ weiter.
Da ich aber gesehen habe, dass es auch Einiges an Soloplatten mit Studioaufnahmen aus den 70er und 80er Jahren gibt, wundert es mich ein wenig, warum hier nichts davon zu hören ist. Sollte sein Spätwerk wirklich so schlecht gewesen sein, oder fehlten den Machern hier nur die nötigen Lizenzrechte? Den Abschluß bilden noch zwei Songs von und mit Bob Dylan, die bisher unveröffentlicht waren, natürlich auch live.

Fazit: Die Aufnahmequalität und Aufmachung der Box ist durchweg sehr gut und aus der Sicht eines Bluesfans, der hier voll auf seine Kosten kommt, passen die Songs auch schlüssig zusammen. Für Jemanden, der Mike Bloomfield bisher noch nicht näher kannte, ist diese Box ein sehr guter Einstieg in sein Lebenswerk. Schade nur, dass für die Produzenten sein Schaffen nach den 70er Jahren wohl zu Ende war. Ach ja, eine DVD mit Interviews ist auch noch dabei, die habe ich mir aber vorerst gespart. Trotzdem eine dicke Empfehlung von mir.

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