Re: Die Zukunft der CD

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natsume

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DemonOh je, diese Argumentation könnte glatt von einem Vertreter der Internet-Wirtschaft stammen! ;-)

Mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ könnte man daherkommen, wenn man physische Datenträger durch Downloads ersetzt. Streaming hingegen erfordert ja eher mehr Ressourcen als das Abspielen lokaler Dateien. Ich kann Streaming überhaupt nicht in den von dir angesprochenen Wandel einordnen.

Streaming ist nichts weiter als eine geniale Idee, dem Verbraucher das Geld aus der Tasche zu ziehen. Anders als beim Kauf von Dateien (oder CDs) zahlt er nicht nur einmal, sondern lebenslang. Anders als beim Radio braucht’s aber keine DJs , die ihm eine sinnvolle Musikauswahl zusammenstellen, sondern er darf das selber erledigen. Und es zementiert die Marktmacht der großen Konzerne. (Der geneigte Leser möge sich gerne selber überlegen, warum Technik und Geschäftsmodell dazu führen.)

Was das Stichwort „Besitz“ angeht: Ja, für mich ist „Besitz“ von Musik wichtig. Und zwar egal ob als physische CD oder als Datei. Ich will keine Angst haben müssen, dass „meine Musik“ morgen plötzlich nicht mehr angeboten wird. Oder nur noch für Premium-Kunden zum doppelten Preis. Oder dass Originalaufnahmen durch schlechte Remaster ersetzt werden. Ich will auch die Freiheit, Tracks ggfl. nachbearbeiten zu können. Und ein großer Teil dessen, was ich höre und mag, ist so unpopulär, dass es wohl nie von irgendeinem Streaming-Provider angeboten werden wird.

Insofern finde ich die Debatte „physischer Datenträger“ vs. „Download“ fast schon irrelevant. Wenn alle Downloads 1) in einem verlustlosen Format und 2) mit ordentlichen Liner Notes (z.B. als PDF ) kämen, wäre sie für mich sogar komplett irrelevant; dann würde ich locker auf die CD verzichten.

Na, da hast du mich aber (absichtlich?) missverstanden. Nicht umsonst
habe ich erst Beispiele für nachhaltiges Teilen/Leihen gebracht und Streaming
aus dieser Reihe herausgelassen. Die Streaming-Zuwächse verstehe ich
als Teil des mit der Share Economy verbundenen Trends zum freiwilligen
Verzicht auf physischen Besitz.

Dein Blickwinkel ist da vielleicht auch etwas eng. Mit „Internet-Wirtschaft“
hat diese Idee im Grunde wenig zu tun, vielmehr betrifft sie alle Lebens-
bereiche. Es geht ganz allgemein darum, das eigene Konsumverhalten zu
hinterfragen und über Alternativen mit ökologischem und/oder sozialem
Mehrwert nachzudenken.

Klar, gegen Verlustängste hilft das nicht unbedingt. Aber vielleicht ist das
auch eine Generationenfrage. Die Identifikation über Besitz bzw. Eigentum,
die leider immer auch einer perversen Wachstumslogik folgt, verliert gerade
in vielen Bereichen und vor allem unter jungen Leuten an Bedeutung. Das ist
ein großes Glück, wie ich finde.

@Onkel Tom: Ja, mach das. Du könntest zu einem Pionier in der Eifel werden.;-)

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