Re: Peter Hammill / Van der Graaf Generator

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stillstand

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Hammill vergangenen Sonntag, Karlsruhe, Jubez

Scharf, schneidend, trocken. Das ist der Sound. Peter Hammill am Flügel, Stuart Gor-don an der Violine. Statisches Bühnenlicht, und auch die Lichter im Saal sind nur ge-dämpft, nicht ganz aus. Eine Atmosphäre, die nach Konzentration brüllt. Auf der aktuellen CD „Incoherence“ ist Hammill mit zusätzli-cher Verstärkung von Van der Graaf Genera-tor Bläser David Jackson ans Werk gegangen, hat die scharfen Kanten ein wenig abge-schmirgelt, aber hier auf der Bühne dominiert der Flügel-Minimalist, meistens. Oft sind es nur einzelne Töne, die seine ausufernden und doch mit unzähligen Sollbruchstellen versehe-nen Kompositionen zusammenhalten. Geiger Stuart Gordon ergeht sich derweilen in Sphä-re. Von weit draußen im Orbit pendelnden Hallkaskaden bis zu metronomischem Ticken des Bogens auf der Saite. Ein Klangmaler aus einer anderen Welt.
Hammills Gesang folgt dem Text in einer Wellenbewegung von verhalten bis ekstatisch. Innerer Monolog mit Ausbrüchen? In Momen-ten würde man zweifeln, ob diese Musik ü-berhaupt für ein Publikum geschaffen ist. A-ber die seit 35 Jahren ungebrochene Produkti-vität dieses bis zur schieren Unhörbarkeit in-dividuellen Musikers spricht dagegen. Er hat auch ein Publikum, das aus großen Entfernun-gen anwallfahrtet, um diesem musikalischen Grenzgänger sitzend im Gestühl wackelnd seine Reverenz zu erweisen. Ein Grenzgänger, aber zwischen was und was? Da beißt der Schubladenprofessor ins Vinyl und muss wei-nen.
„Gone ahead“ beispielsweise, aus der aktuel-len CD. Da glaubt man, Pathos zu hören, ei-nen Moment. Oh ja, der Vortrag mag wohl pathetisch genannt werden, aber die Melodie-führung schlägt so viele Haken, dass das Standardpathos von der Stange ihrer nie hab-haft werden kann. So viele musikalische Fra-ge- und Ausrufezeichen, so abrupte Wendun-gen. „She likes to keep god out of Church…” singt er in “Comfortable“, und hier und später öfter beginnt ein Ritt durchs rhythmisch Ak-zentuierte. Einen Moment lang versucht man sich die Stakkatophrasen der beiden Herren als Bandarrangement vorzustellen, aber halt: Das wäre eine andere Form der Ekstase. Die nicht zu dieser Welt gehört. Einen Moment gib es im Konzert, da möchte man fast loslas-sen und im Fieberwahn der Glückseligkeit dahingleiten. Dann nämlich, als er „Vision“ spielt. Das Liebeslied aller Liebeslieder von seiner frühen Soloscheibe „Fool’s Mate“. Das man so was noch erleben darf. Da ist er wirk-lich für Momente pathetisch. Ganz im Sinne sentimentaler Altrocker, die „auch mal gern bisschen was anderes hören.“

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