Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Musikalische Früherziehung › Re: Musikalische Früherziehung
Whole Lotta PeteEiniges was du so schreibst kommt mir aber irgendwie überambitioniert vor, so als wäre es mir als Kind gehörig auf den Keks gegangen. So wie die frühen Überlegungen, wann das Kind erstmals ein Symphonie-Orchester ertragen muss.
Die angedeutete oder offen ausgesprochene Skepsis leuchtet mir ein. Nichts kann ich mir leichter nervig vorstellen als einen eifrigen Erwachsenen, der mit Platten, Büchern und Sprachlehrern hinter den Kindern herrennt und seine Mission zu verbreiten versucht.
Bei einer Ausgabe der NDR-Talkshow hatte ich vor einiger Zeit die „Brigitte“-Autorin Idiko Dingsda gemeinsam mit Barbara Schöneberger über Kinder palavern hören und was die so für die machen: Zum Chinesisch-Unterricht karren, zum Cellounterricht, zum Tanzen, zum bla. Dann meldete sich Richard David Precht zu Wort und bemerkte: „Meine Damen, es tut mir leid, es ihnen sagen zu müssen, aber aus ihren Kindern wird nichts werden. Kreativität entsteht aus Mangel.“
Bei uns zuhause stehen ohnehin jede Menge Instrumente herum, die gehen da ganz von selbst hin. Konzerte, Proben und Übungsstunden, das kommt bei uns häufig vor. Könnte aber auch sein, dass sie lieber etwas anderes machen wollen. Würde uns wundern, aber wieso nicht? Zum Glück können sie schon „Andere Musik, bitte“ sagen. Oder „Lieber den Löwen anmachen“.
Die Gesellschaft der Kinder hat große Vorteile: Ich freue mich noch daran, dass ich in ihrem Beisein Musik hören darf, ohne dass jemand nach fünf Minuten nervös wird. Neulich lief eine DVD mit einem Konzert von Miles Davis in Rom 1969, und unsere Jüngste wollte gar nicht wegsehen, besonders, wenn Jack DeJohnette im Bild war. Am Freitag hörte ich mir erstmals die „Shaft“-Filmmusik an, die Kleine bleib die ganze Zeit in der Küche und daddelte mit ihrem Spielzeug unterm Tisch. Für mich eine gute Gesellschaft, die ich mir auch nicht vergraulen möchte.
Die Große sagte Musik mit langem „I“, wenn ihr etwas gefällt, so wie Kaffee, wenn die Mühle knattert, auch wenn sie keinen Kaffee trinkt, aber weiß, dass wir Großen so drauf stehen. Ich mag das: Wenn gerade ein Sound läuft, der ihr auffällt, und sie so im Raum steht und lächelnd sagt: „Musiiik.“
--
Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.