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Herr Rossi120, das ist echt eine Menge, Hut ab, ich komme selbst vielleicht auf 50, die ich zumindest einmal gehört habe. Und #14 für „Arcadia“ ist dann immer noch ausgesprochen respektabel. Bei „Benji“ und „To Be Kind“ finde ich nicht so richtig den Draht, auf „Thalamus“ warte ich noch, bei „Strange Journey“, „Everybody Down“ und „Pinata“ höre ich mich gerade rein. Deine Plätze 8 und 9 sagen mir nichts, was hat es damit auf sich?
Wie gesagt: Mixtapes, EPs und Alben. Und ja: „Arcadia“ ist ein wirklich tolles und vor allem sehr inspirierendes Album, Madame hat da etwas ganz eigenes erschaffen – so etwas kommt mir nicht alle Tage unter. Turmhohe **** Sterne gibts dafür bislang.
Zum Anderen: Gerne. BIG BLOOD ist meine Lieblingsband, seit mittlerweile gar nicht mal so kurzer Zeit. Es fällt mir schwer ihre Musik zu umreißen, da dieses charismatische Paar aus Portland einfach Kunst entworfen hat, die so immens unterschiedlich ist. Und das in kürzester Zeit – teilweise erschienen im eigenen Vertrieb mehrere Alben pro Jahr. Dabei sind Sounds, die kräftig im Country Metier die Hände aufhalten, dann gibt es ihren finsteren, avantgardistischen Folk, dann immer wieder Drone Einspeisungen und krächzende Geräuschausbrüche – und dann wieder Songs, die mich sogar etwas an Portishead erinnern. Ich liebe ihre Musik sehr, aber das ist wohl nichts, was man eben mal weghört, wenn man nicht ohnehin bereits an der Stimme scheitert, eine Art gereifte Joanna Newsom ohne Mädchencharakter. Hier was aus dem Sternethread.
P.S. Big blood ist übrigens auch eine sehr geöffnete Band, wie hiermit zweifelsfrei bewiesen sein sollte.
ANDAMULA ist noch eine Band aus Freiburg (;-)), die mir sehr am Herzen liegt. Ich kenne die beiden, Luis und Nikita, mittlerweile ganz gut und habe wohl auch keine Band je öfter live gesehen (heute erst wieder). Auch ein Pärchen. Sie reiste, so erzählt es die Geschichte einst durch die Lande, nur mit ihrer Geige und traf auf Luis und seine Brüder – es begann also alles mit Straßenmusik. Heute haben sie zwei Kinder und leben in Freiburg, sind aber mittlerweile auf dem Sprung: Bald geht es zurück nach Chile, wo es wärmer ist, wo der gesellschaftliche Halt verbundener ist. Ein Genre kann ich nicht benennen, aber das ist tatsächlich sehr „familiäre“ Musik, sehr wahrhaftig und „völkisch“ im ganz ursprünglichen, traditionellen Sinne. Es hat sehr viel von spanischen Traditionials und Kammermusik, die beiden singen auch die meisten Songs in Luis‘ Landessprache, dazu ein paar englische Songs. Luis spielt hinreißend Gitarre, kann aber auch noch gefühlt zehn andere Instrumente, Nikita singt teilweise in glaszerbrechender Opernhöhe, treibt die Songs mit wundervollen Geigensolis voran und bringt sich derzeit singende Säge bei.
Aber hör selbst, hier etwa das unglaublich schöne „Nacimiento solar“ (Sonnengeburt), das die Geburt ihres ersten Sohnes behandelt. Sowas könnte vielleicht auch The Imposter gefallen.
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Hold on Magnolia to that great highway moon