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Napoleon DynamiteWas sind denn momentan die Hip-Hop-Alben, die du siehst, wenn du zurück blickst? Bislang sind die für mich aufregendsten ’14-Releases auch primär die traditionsbewußten, Rückschau haltenden (Lib, Cyhi, Pro Era, Lynguists).
Hauptsächlich Grime, nicht nur aus purer Begeisterung sondern hauptsächlich aus Interesse und dem Wissen, dass ich da Lücken habe. Ganz besonders toll ist wohl die hervorragende Compilation „White Label Classics“ von Ruff Sqwad. Bessere Instrumentals in dieser Häufung kenne ich eigentlich nicht. Dazu auch die prominenteren Vertreter Dizzee Rascal, Wiley oder Skepta.
Abgesehen davon auch immer wieder GZA, Oddisse und ganz besonders Kanye West (Auch genreübergreifend mit Abstand mein meistgespielter Künstler und spannender ist sowieso kaum jemand).
Napoleon Dynamite
A propos „Ghettoville“: Hast du das Album von Inga Copeland (Ex-Hype Williams) gehört? Der Track mit Actress, „Advice To Young Girls“, gehört für mich zu den größten Highlights in diesem Jahr. Und was ist mit der Debüt-LP von Klara Lewis?
Das Album von Inga Copeland kenne ich noch nicht, habe es hier auch noch nirgends gesehen, wird dann aber sofort blind gekauft.
In Klara Lewis habe ich eben mal via Bandcampt/Soundcloud reingehört und auch das Review auf TheQuietus gelesen. Kommt auf die Liste.
IrrlichtSchade, dass es „E&J“ doch nicht in die Liste geschafft hat.
Magst Du was zu „Asiatisch“ schreiben, Slow Train?
Wie gesagt, sobald mein Interesse wieder groß genug ist, werde ich mir die neueren Hip Hop Veröffentlichungen noch einmal vornehmen. Derzeit kann ich nur keine genauen Bewertungen abgeben, deswegen habe ich „E&J“ erstmal nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für Strange Journey Volume Three.
@Fatima. Etwas schreiben, was man nicht in jedem Review lesen kann, fällt mir etwas schwer. Deswegen vielleicht die etwas persönlichere Herangehensweise. Zuerst habe ich von ihr durch die Spex erfahren. Dass eine Künstlerin sowohl im Reviewteil als auch durch einen größeren Artikel (hauptsächlich die aktuelle Ausstellung in New York) auftaucht, ist da ja recht selten und meine Aufmerksamkeit hat sie damit schon einmal gehabt. Dazu die Veröffentlichung auf Hyperdub und der größenwahnsinnige Versuch ein Konzeptalbum über ein utopisches China aus westlicher Perspektive aufzunehmen und darauf eine Coverversion von „Nothing Compares To You“ in einem (fiktiven?) Mandarin zu stellen, klangen so abgefahren, dass ich das Album unbedingt hören musste. Was unendlich verkopft klingt und durch die Therie ganz sicher auch ist, funktioniert als Album aber so gut, dass ich „Asiatisch“ nicht mehr missen möchte. Die musikalische Grundlage ist wohl irgendwo in London bei Grime und Dubstep zu suchen. Kombiniert werden diese Sounds dann mit allem, was irgendwie und im wahrsten Sinne eben asiatisch klingt (das zieht sich bis in die Titelnamen hinein: „Dragon Tattoo“, „Forbidden City“, „Jade Star“).
Der Trick mit den Klischees zu spielen erweist sich auch als größte Stärke des Albums. Dadurch ist die Musik eben nicht far out oder gar fremd, sondern auf eine sehr ungewöhnliche Weise sogar vertraut, tanzbar und trotzdem fast diabolisch.
Man könnte das sicher irgendwie darüber erklären, dass sie Linguistin ist oder über ihre Wurzeln, die man wahlweise in Kuweit, dem Senegal oder New York verorten kann, oder indem man Fatima einfach als Kosmopolitin bezeichnet. Das mag alles zutreffen, in erster Linie ist Fatima Al Qadiri für mich aber eine Künstlerin, die eine ganz klare Vorstellung von der Zeichensprache des Pop hat und mit „Asiatisch“ ein Album vorgelegt hat, dass in erster Linie großartige Musik enthält und gerade wegen der bewusst gesetzten Klischees ein ganz wunderbares und auch spaßiges Stück Camp ist.
Anspieltipp:
Shanghai Freeway
Und Shanzhai (Nothing Compares To You) muss man wenigstens mal gehört haben.
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