Re: Alice Coltrane (1937-2007)

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gypsy-tail-wind
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„Dichte“ kann ich nachvollziehen, liegt mir aber schon fast zu nahe bei den Kategorien, mit denen ich Taylors Musik zu erfassen versuche. Taylor hat am Ende wohl mehr „Richtung“ und „Ziel“ als Alice Cotlrane, Tempo, Geschwindigkeit, Intensität gehen bei ihm Hand in Hand und daraus bilden sich dann diese energetischen Zentren und Peripherien, die ich bei ihm höre. Vielleicht ist aber bei Alice Coltrane vieles in der Konzeption gar nicht so anders – aber dafür in der Umsetzung schon.

Was Ali betrifft habe ich einige Vorbehalte. Kurz und polemisch gesagt: ein Aufschneider, ein Hochstapler, ein Imposter, ein Impersonator … der sich das griff, was ihm passte und daraus – das gestehe ich ihm auf jeden Fall zu! – ein eigenes Idiom schuf, das aber in den Zeiten bei John Coltrane noch längst nicht ausgereift war, dünkt mich, da ist eben noch der Aufschneider und Emporkömmling, der den so viel besseren Elvin Jones verdrängt hat … das natürlich unabhängig davon, ob es in Coltranes eigenem Interesse war oder so … einer raus, ein anderer rein, das ist ja Fakt. Dass Ali tolle Musik gemacht hast, ist klar – ich will ihn auch gar nicht schlecht reden, bloss sind mir andere Drummer wie Cyrille, Murray und natürlich Elvin Jones (und weiter in die „Mainstream“-Ecke dann auch Max Roach, Kenny Clarke und ein paar andere) wichtiger und ich halte sie wohl auch für bedeutender, was die Entwicklung des Jazz-Schlagzeugspiels angeht. Ali ist mir vielleicht einfach ein wenig zu „smart“.

Dass Ben Riley ein ganz anderes und viel limitierteres Idiom pflegte, ist ebenfalls klar – aber es ist ja oft so, dass die Kombination dem Ganzen die richtige Würze gibt, und dass eben nur besten oder idiosynkratischsten zusammen nicht zwingend eine gute Mischung ergibt.

Mal schauen, wann ich zu „Ptah“ komme … ich muss mich die nächsten Tage wohl intensiver um Paul Bley kümmern und um Charlie Haden. Und es zieht mich langsam sehr stark zur Klassik, aber ich will hier gerne am Ball bleiben, einfach mit gedrosseltem Tempo, aber doch mit einer Regelmässigkeit.

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