Re: bft#14 – gypsy tail wind

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vorgarten

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MARCELLO

#1 hierfür brauche ich einen übersetzer. mir ist die motivation nicht klar – sollten sich menschen dazu bewegen? hatten hieran menschen spaß? mir kommt das sehr mechanisch (drums!), unschön (posaune), redundant (das ewig wiederkehrende klaviersolo) und vordergründig vor (diese eigenartigen rufe). der fliegende saxophonwechsel scheint mir noch das beweglichste daran zu sein. eigenartig. was hören andere da? kann das gar nicht einordnen, weder funktional noch zeitlich noch in irgendwelche anderen kontexte.

#2 hiervon musste ich mich auch kurz erholen. mir wird sofort klar, wer das ist, sobald sein solo anfängt. also dachte ich, dass ein anderer saxophonist das thema gespielt haben muss – um dann zu erkennen, nein, das ist er auch. wieso spielt er das (SMILE, chaplin) so trocken, ungesanglich? sofort mit dem klavier wird es schön und bleibt es auch, der drummer macht ganz lässig spannung – aber angesichts der vielschichtigkeit dieses saxophonisten ist das stück irgendwie zu farblos, um ihm gerecht zu werden, finde ich. aufnahme habe ich gefunden, irgendwoher kenne ich den pianisten bzw. verbinde wie auch hier viel gutes mit ihm… und der drummer, na klar…

#3 hübsch. sagt mir gar nichts, auch wenn man es leicht herauskriegt. klare, kluge stimme, gute alte weiße schule. warum steht hier schon wieder der flieder für ein gebrochenes herz? harfe verdoppelt sehr, macht aber auch schöne pausen. and. then. he. went. away. kalkuliert traurig. funktioniert aber.

#4 mein erster höhepunkt. echt abgefahren. der hall, das den atem anhaltende publikum. hat die band vorher zwei free-jazz-sets gespielt?? was klirrt das schlagzeug da mit, aufreizend unpräzise? wer klappert da mit dem tamburin? das thema fällt mir gerade nicht ein, aber daraus einen trauermarsch zu machen, ist nicht so üblich, oder? teil 2 flippt dann gut aus und die kitzelnde klarinette holt sich noch ein paar andere instrumente. hier habe ich den spaß, den andere wahrscheinlich bei #1 haben – vielleicht weil das hier so wirkt, als spielten alle nicht wirklich in ihrem tagesgeschäfts-idiom. der simultanspieler ist nicht kirk, schätze ich, hat aber schon einen ähnlich verschrobenen zugang – also braith? ich wäre gerne ein bisschen länger in teil 1 geblieben…

#5 roy haynes, oder? und á propos kirk, manzello, ganz ohne gimmicks? ne… softly, as in a morning sunrise, wie hübsch, sollte jetzt jeder bft aufbieten. tolles, themennahes no-nonsense-solo, guter sound, gut inspiriert. mehr brauche ich manchmal nicht zum glück, wenn’s so nach vorne geht. noch mal gehört – toll diese kleine motivvariation beim wiedereinstieg nach dem bass-solo. will wissen, wer das ist.

#6 70er oder 80er, der pianist weiß: kein mensch braucht diesen gut gemachten jazz mehr zum leben, deshalb sehr viel melancholischer status quo und leicht genervte virtuosität (hört da doch niemand mehr hin…?). immer wieder kommen mir namen und stile in den sinn, könnte aber auch jemand sein, der alle nur denkbaren stile gefressen hat. ist das eine frucht deines peterson-disko-durchmarschs? oder ahmad jamal? oder jemand, der sogar peterson und jamal gefressen hat? dann müsste er ziemlich dick sein. mir wird das sehr schnell zu breit, und zu geschwollen in der herausgedrückten brust. die melancholie, die im thema drinsitzt, wird schnell trotzig überwunden. etwas angestrengt. leichte kopfschmerzen.

#7 die bei diesem piano-einstieg sofort wieder weg sind. folks who live on the hill. tolle stimme, mal wieder. da kennst du dich aus. aber auch das arrangement macht spaß, es wird niemals zudringlich. ein paar wolken aus blech und holz, eine umschmeichelnde celesta. tadellos. die dame in #3 hat sich ein bisschen mehr mit ihrem text auseinander gesetzt. aber das ist egal hier.

#8 knister. interessante wahl. waaahnsinnig klassisch, sehr inspirierte, auf den punkt gespielte standard-ballade in ts/p/b/dm. der tenorist kann ganz bestimmt alles, das wechselt hier schon sehr schnell zwischen markigen statements und gebrochenem schluchzen, am ende verlässt er noch mal kalkuliert die umlaufbahn. jeder ton und jede pause der vier hier stimmt. am ende werde ich mit dem leicht gequetschten sound des tenors nicht recht warm, das kann aber auch an der aufnahme liegen. kann ich zeitlich nicht einschätzen, könnten fundierte 50er sein, oder schon aufbrechende 60er. ich würde jetzt, bei aller würdigung, aber schon sagen, dass die jazzgeschichte ziemlich voll mit solchen sachen ist…?

#9 ach ja. dafür gibt es bestimmt auch fans. bläser finde ich ja ziemlich unscharf am anfang, aber mit der afrokaribischen percussion wird es schon bewegter, da muss der drummer ganz schön überlegen, was er jetzt macht (und er hat ein paar gute ideen). orgel ist bestimmt ziemlich gut, aber ich bin noch nicht in den euphorischen zustand gekommen, dafür kriterien zu entwickeln.

#10 so, jetzt sowas ähnliches noch mal, um ein paar sopransaxophone und gitarren und anderes erleichtert. schöner orgelbass, am tenoristen gibts auch nichts zu meckern. irgendwas überraschendes oder besonders zwingendes höre ich hier aber auch nicht.

#11 auch das ist hübsch, bleibt aber auch etwas unter meiner wahrnehmungsschwelle. etwas voll mit dem klavier da, dafür ist der drummer sehr epilleptisch. wirkt mit dem e-bass zusammen ziemlich rockig. der tenorist ist nicht so mein fall, kann aber nicht richtig sagen, warum. er macht halt nicht viel mit den etwas eindimensionalen vorlagen. auch hier weiß ich wieder nicht: bewegt man sich dazu? ist das funktional? für tanzflächen scheint mir das zu hektisch und zu unsexy. also gottesdienst?

#12 zweiter höhepunkt. ein stück, das mehr rätsel stellt als es eigentlich zeit gibt. wie passt das tiefe klaviermotiv zur umspielung oben? selbst bei diesem minimalismus bekommt man den eindruck von mindestens zwei klavieren. der tollste drummer bisher, neben roy haynes. ist das blackwell? repeat, repeat, repeat. wie mag das album dazu sein?

danke erst mal! MONICA habe ich auch schon zweimal gehört, da sind auch viele herausforderungen dabei. dafür brauche ich noch zeit.

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