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vultureway
Muss Kunst zum Nachdenken anregen? (Zu mehr, als zum Nachdenken, ob der Gegenstand der Reflexion Kunst ist oder nicht)
Ich bin ja ein Anhänger der „Kunst ist das, was Künstler machen“-Definition (oder meinetwegen auch: „Kunst ist das, was als solche wahrgenommen wird“), die enthebt einem der müßigen Diskussion, welche inhaltlichen oder formalen Kriterien Kunst erfüllen muss – also zum Beispiel, zum Denken anzuregen. Da über das „Phänomen Lady Gaga“ in den letzten Jahren viel geschrieben wurde, scheint sie aber durchaus zum Nachdenken anzuregen.
captain kiddNun, das kann ich nicht nachvollziehen. Gerade auch Söze liefert eigentlich eine ganz gute Analyse des Gaga-Phänomens ab. Eben wirklich wie bei Madonna: Auf den gerade noch so Underground-Zeitgeist aufspringen, diesen komplett kommerzialisieren und dann so tun, als wäre man eine innovative und einflussreiche Künstlerin. Das habe ich schon Madonna nicht abgenommen.
Ich lese bei Söze wirklich keinerlei Analyse, die diesen Namen verdient, weder was Gaga selbst betrifft noch ihre Wahrnehmung durch – wen eigentlich? Wenn er doch mal konkret werden würde. So ist es einfach nur lahmes Eierköpfe-Bashing, mit dem man immer leicht punkten kann, denn das weiß man ja, diese Klugscheißer aus den kulturwissenschaftlichen Seminaren sind doch alles nur Schwätzer. Nichts anderes als die so beliebten „Musik für Hausfrauen / Friseusen / Studenten / Abiturienten / Studienräte“-Kurzkritiken.
Und was für ein „Underground-Zeitgeist“ war das genau, auf den Madonna oder Lady Gaga aufgesprungen sein sollen?
captain kiddDiese ganze Aufladung mit „großer Kunst“ nehmen viel der Gaga einfach nicht ab. Sehen es nur als Gewinnmaximierungs-Instrument an, damit nicht nur „der Pöbel“ auf den Großraumdisko-Sound abfährt, sondern auch der studierte Irgendwas-mit-Medien-Typ die Gaga mit reinem Gewissen hören kann.
Womit man sich natürlich geschickt zwischen „Pöbel“ (das Wort „Großraumdisko“ darf in diesem Zusammenhang nie fehlen!) und „studierten Typen“ positioniert – blitzgescheit und kritisch, aber mit Bodenhaftung und gesundem Selbstbewusstsein. Wahrscheinlich irgendwas mit Technik studiert …
Als die Diskussion um Lady Gaga begann, kam ja erstmal das ganze Arsenal an „sex sells“, „talentlose Hupfdohle“, „fremdgesteuertes Dummchen“ usw.-Argumenten (kann man alles auch hier im Forum nachlesen). Irgendwann fiel aber auch dem letzten aufrechten Jeansträger auf, dass man diese Gaga vielleicht doch unterschätzt hatte. Und nun lautet die Kritik dann auf einmal, dass die ja einen auf Kunst macht. Aber eins ist klar: Es geht bei Gaga immer nur ums Geld, denn erfolgreiche Musik kann gar nichts anderes sein als ein „Gewinnmaximierungsvehikel“. Ich fand diese Denkweise ja schon vor dreißig Jahren so unglaublich ermüdend, müssen wir das 2013 wirklich noch ernsthaft diskutieren?
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