Re: bft#13 – vorgarten

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vorgarten

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vielen dank für teil 2 deiner kommentare!

THELONICA#8 das kommt mir ziemlich bekannt vor, daher sollte ich es eigentlich erkennen.

das stück wirst du sicherlich kennen, es ist auch schon mehr als 80 jahre alt. diese version hier ist eher unbekannt.

THELONICA#9 der Ton von diesem Blechbläser klingt gut, ist das möglicherweise sogar Joe McPhee? Mich erinnert es von der Phrasierung und Gestaltung her an Trio X. Don Cherry vielleicht sogar, mit dem ich mich nicht gut auskenne. Da ist viel Vibrato und Atem im Ton zu hören, was ich so auch gut von Paul Gonsalves und natürlich Ben Webster kenne, hier aber mehr Gonsalves an manchen Stellen. Manche Trompeter orientierten sich ja an der Spielweise von Saxophonisten oder Klarinettisten, Howard McGhee hat das zeitweise gemacht. Nach dem dritten Hören empfinde ich es wieder ganz anders, mich verwirrt das leicht.

leider kenne ich joe mcphee und damit auch das trio x immer noch nicht. die anderen vergleiche sind schön – gonsalves, mcghee – und verständlich, dass sich der eindruck so bewegt, verändert. ich bin sehr begeistert über die dichte von angeboten, die der kornettist hier macht. ohne dass mir das in irgendeiner weise angeberisch vorkäme.

THELONICA#10 leider muss man hier erstmal an Miles Davis denken, z.B. an den Soundtrack zu „The Hot Spot“. Das hier könnte gut nach „The Hot Spot“ entstanden sein, durchaus inspiriert von gerade diesem. Packt mich nicht wirklich, ähnlich geht’s mir mit Miles manchmal.

„leider muss man erst mal an miles denken“ ;-) ja, das könnte in der tat filmmusik sein, ist es aber nicht. so richtig scheint es niemandem zu gefallen – konnte die deutsche schallplattenkritik derartig irren, als sie diesem album ihren preis verlieh? oder liegt es an euch? ;-)

THELONICA#11 der Drummer ist wirklich toll, könnte ein Veteran sein, oder jemand mit viel Erfahrung. Billy Hart vielleicht. Der Drummer spielt hier so gut, dass er eigentlich nicht den Trompeter braucht. Das Ende ist nicht ganz so originell.

ganz und gar kein veteran, fast noch ein jungspund. am ende wird das thema gespielt, das mag nicht originell sein, ist aber auch nicht ungewöhnlich. ;-) eigentlich ist es ja auch schöner: der loop des themenanfangs befreit sich irgendwann vom schlagzeugsolo und wird zuende gebracht. ich finde das sehr hübsch.

THELONICA#12 ohne Trompeter würde das vielleicht noch viel abgefahrener klingen, think Thundercat. Thundercat würde es bestimmt sehr mögen. Das Backing hat auch ein bißchen was von Joni Mitchell’s früherer Musik.

thundercat ist ein super hinweis – jetzt nicht zur identifizierung des tracks, aber zu seiner musikalischen welt. ganz sicher würde er das hier mögen. habe seine eigenen sachen nicht so verfolgt – lohnt sich das? ist das nicht geradliniger als das, was flying lotus mit ihm macht? jedenfalls interessant, erst mal stehen zu lassen, dass sowas wie #12 durchaus mittlerweile kinder gezeugt hat, die nicht mehr „ihhh – kommerzielle jazz fusion!“ schreien.

THELONICA#13 die beiden mixen „Mainstream“ und Avantgarde könnte man meinen. Der Sprechgesang ist sehr schön und passt toll zu dem trockenem Bass. Das zündet bei mir allerdings nicht sofort, nicht im Sommer, aber ich verstehe schon, warum Du es hier vorstellen wolltest. „Rainy Day“ kenne ich noch von O.C. Smith.

ich finde diese interpretation hier ja durchaus schwül. aber sie hat es wahrscheinlich mehr mit skandinavischen kälte. o.c. smith ist mir unbekannt.

THELONICA#14 die machen ihre Sache ganz gut. Mit der Flöte kann sehr gut das Tempo verändert werden.

ja, das vibrato schwingt ja ein bisschen anders – flöte ist sehr beweglich. mir ging es hier durchaus um das melodische, dem spieler & komponisten auch. ein ganz tolles, verhangenes thema, finde ich.

THELONICA#15 das hat jetzt definitiv was vom Chamber Jazz abbekommen.
Ich höre zu wenig in der Richtung, mag das allerdings sehr.
Erinnert mich wieder etwas an Trio X – hier ist wohl ein Sopran zu hören. Flöte hätte hier noch gut reingepasst, aber dann hätten sie länger spielen müssen, damit es nicht verliert.

normalerweise wäre noch eine posaune dabei – dann ist das eine vielfach ausgezeichnete und ziemlich konsistent an sich arbeitende band. das sax ist ein alt, natürlich eher konitz als parker.

THELONICA#16 das Intro ist sehr gut, aber dann passiert was ganz anderes. Das Tempo muss für den Drummer eine echte Bestrafung gewesen sein. Der Pianist dekonstruiert mir da zu viel, nach der 3. Minute franst es ein bißchen aus, als wäre die Luft völlig raus. Da ist der Schluß dann etwas enttäuschend bzw. unbefriedigend. „Willow“ würde übrigens toll vom Fender Rhodes klingen.

ich glaube auch, dass der drummer dieses tempo nicht so gewohnt ist. die begleiter sind untypischerweise auch eher mainstream – sonst nimmt sich der pianist andere, die sich eher freigeistig mitbewegen. ob das soviel besser klingt, weiß ich nicht – hier wird aus dem verschleppen und verzögern ja schon was, was man als sexy empfinden kann. toll nach der dritten minuten ist aber doch, wie der drummer endlich zu den sticks greift und der pianist hört einfach auf und gibt an den bass ab – ein merkwürdig verpatzter höhepunkt, aber durchaus in der logik des ganzen…
willow mit rhodes? gerne!

THELONICA#17 fieser Jazz-Rock mit ein paar Ideen von Sun Ra. Live kann das sehr unterhaltsam sein, wenn eine Band es in die Länge zieht, noch mehr experimentiert. Aber diese Musiker kommen ganz ohne Bläser aus, was mir ganz gut gefällt, weswegen mir der Track reichlich sympathisch ist.

ja, auch so klassische romantische dramaturgien vermeiden sie eigentlich. und gut, dass es nicht so lang ist! an ra denkst du wegen der effekte?

THELONICA#18 der Track ist okay, die Band muss sich nicht verstecken. Das würde ich allerdings viel lieber live erleben. Was hörst Du denn noch aus dieser Richtung?

nicht soo viel, aber freunde von mir sind ausgesprochene liebhaber von cheesy disco tracks. durch vijay iyer bin ich auf die ähnlich merkwürdige band heatwave gekommen, deren „star of the story“ ich ganz toll finde. aber es gibt z.b. auch tolle frühe sachen von chaka khan, z.b. das hier. aber so richtig meine welt ist das nicht…

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