Re: bft#13 – vorgarten

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gypsy-tail-wind
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vorgartenlieber gypsy, vielen dank für deine tollen kommentare – ich wollte dir mit dem bft keine schlaflose nacht bereiten! schön jedenfalls, dass du den meisten stücken etwas abgewinnen konntest und sehr freut mich deine euphorie über #15.

Kein Problem, bei der Hitze kann ich eh nicht schlafen … und Deine Auswahl hat auch wirklich Spass gemacht! Jetzt also in die nächste Runde …

vorgartenein sehr nachvollziehbarer kommentar! ich dachte, es wäre vielleicht ganz lustig, mit einem verspieler zu beginnen.
aber das ist schon „echt“, auch wenn ich nicht GANZ genau weiß, von wann das ist.

Hm, okay … auf jeden Fall eine tolle Idee, auch wenn ich natürlich gerne mehr hören würde!

#2

vorgartendas hast du ja mittlerweile herausgekriegt (ich dachte, das wäre eine härtere aufgabe…) und findest es offensichtlich so charmant wie ich. aber „dick aufgetragenes“ klaviersolo, gar „wirr gestapelt“ kann ich natürlich nicht gelten lassen! ;-) natürlich ist sie der grund, warum ich das hier drin hab, der leader war mir bis dato überhaupt nicht bekannt. ich finde es erstaunlich, wie sehr sie hier schon ihr ding macht (das war ihr debüt), andererseits wurde sie von ihrem späteren ehemann auch in genau dieser band entdeckt und als passend für seine eigenen musikalischen welten befunden. ihre arpeggien, so finde ich ja immer, „umspielen“ nicht, sondern machen die tonale grundlage komplexer, ziehen ambivalenzen ein. aber tatsächlich ist das hier zu „klein“, um wirklich viel hinein zu lesen…

Es war der kurze Tag hinten, der es geklärt hat (aber nicht beim ersten Mal). Der Vibraphonisten sind ja auch nicht soo viele … es lohnt sehr, seine grosse Band von Ende der Fünfziger zu hören (fünf CDs auf Fantasy, drei damals erschienen glaube ich). ich kenne von ihm noch längst nicht soviel, wie ich möchte, schätze ihn aber.
Die Pianistin war als solche nie mein Fall, wird es wohl auch nicht werden, ich habe es versucht, auch aufgrund der grossen Wertschätzung, die hier im Forum für sie da ist (die hatte mich überrascht, als ich als Neuling hier ankam). Was sie der erwähnten Band bringt, ist mir klar, kann ich auch schätzen, aber für sich genommen ist sie nicht mein Ding.

#3

vorgartenich weiß nicht genau, ob es deine jazzferne (haha) ist, die die einordnung erschwert, oder die jazzferne des stücks. bei #2 hast du schon von liedchen gesprochen, und das ist wohl – weniger pejorativ formuliert – ein bisschen der rote faden dieses bfts und trifft auch vor allem auf #3 zu – vieles hier sind themen, die mir nicht mehr aus dem ohr gehen, ganz unabhängig davon, was die bewegung der einzelnen stimmen mittendrin daraus machen.

Das Ding gefällt mir recht gut … Tenorsax ist irgendwo in der Post-Coltrane-Schiene, erinnert mich ein wenig an Clifford Jordan … und das Thema zu Beginn hat – darin, wie die Saxophone gesetzt sind – fast etwas Südafrikanisches, sehr laid-back präsentiert, klasse! Wenn nur die Schreihälse nicht so penetrant wären … ist das wieder sowas aus Lateinamerika, Du hattest da schonmal einen grossartigen Track (dem ich noch immer nicht nachgegangen bin … grad nachgeschaut, Moacir Santos meine ich …), aber nein, das hier klingt für meine Ohren doch sehr nach US-Jazz.

#4

vorgartenok, da musst du dich offensichtlich sehr überwinden, um das ein bisschen zu mögen. ich bin auch gar kein fan dieses herren, das hier war aber eine kleine überraschung für mich. und das stück finde ich in seiner kürze und den bläserakzenten sehr catchy. alles, was du an seinem gitarrenstil beschreibst, kann ich zu 100% nachvollziehen. CTI, evans, sebesky, creed taylor sind aber die völlig falschen dampfer. der tenorist könnte einen vielleicht auf andere gedanken bringen (aber den hat man normalerweise auch anders im ohr).

Überwinden nicht gerade, aber das ist nicht mein Territorium … sowas höre ich, wenn ich einem Musiker nachgehe, der auch solche Alben gemacht hat, aber einfach so lege ich das eher nicht auf. Jedenfalls höre ich den Track jetzt zum vierten Mal am Stück und er gefällt mir irgendwie schon, der Wechsel zwischen 3 und 4, wie die Bläser arrangiert sind (das Barisax!) … das Tenorsolo ist natürlich viel zu kurz (und wird von der Band zu sehr verdrängt bzw. ist zu leise im Mix), erinnert mich ein wenig an Gato – und fasziniert mich! Ich mag nicht lange herumsuchen, wirklich schlaue Ideen habe ich keine, von den schon genannten abgesehen (bei beiden finde ich aber nichts passendes – ich rede von Roberts und Upchurch), könnte noch Joe Pass ins Rund werfen, das wäre gitarristisch aber ein sehr schwacher Moment für ihn, der einen so schönen, singenden Ton pflegt (wie man ihn in #5 hört).

#5

vorgartenja, das ist toll, oder? hier war ich mir nicht sicher, ob das nicht ohne mein wissen auf diversen lounge-samplern drauf ist. „grit“ ist richtig, szabo eine gute referenz, aber falsch. nur soviel: dieser gitarrist behauptet im albumtitel etwas zu sein, was er nun wirklich nicht ist.

Das Ding hier geht mir zu schnell vorbei … auch hier komme ich aber nicht weiter, trotz vier, fünf Durchgangen.

#6

vorgartenkann mir nicht vorstellen, dass man die komposition kennen könnte. aber das ist hier in einem bereich angesiedelt, der sich traditionell durch eine ganz eigene verbindung von melodie & rhythmus auszeichnet. ich bin ein ausgesprochener fan des drummers.

Nein, ich kenne das Stück gewiss nicht, aber es klingt eben dennoch vertraut, liegt wohl an Melodiefetzen und den Changes … es erinnert mich an einer Stelle an einen ganz bestimmten Standard, aber dessen Titel fällt mir grad nicht ein. Das hier klingt für meinen Ohren nach Bossa bzw. Samba – genuin diesmal, also wirklich aus Brasilien oder wenigstens teils mit brasilianischen Musikern.

#7

vorgartendie bubbelversion kenne ich nicht und möchte ich auch nicht kennen. mich wundert: kein euphorieschub angesichts dieses wahnsinnig toll umspielenden saxophons?

Der Track ist überhaupt sehr schön, keine Frage, auch das Saxophon! Aber die Stimme berührt mich am Ende nicht so, wie es die meiner Lieblingssängerinnen tun (Sheila Jordan wäre eine von ihnen, Helen Merrill eine andere). Das Saxophon erinnert mich ein wenig an Stan Getz … die Sängerin ist eher Pop als Jazz, oder? (Das ist nicht als Werturteil gemeint!)

#8

vorgartenden bassisten kenne ich gar nicht, muss ich mal weiterverfolgen. ansonsten war hier natürlich mein anliegen (abgesehen von diesem standard, an dem ich mich auch nie satthören kann), jemanden mal anders wahrzunehmen als so, wie man es gewohnt ist. bei den kollegen von organissimo gab es ja auch mal ein klavierstück von nina simone, die man aber auch als pianistin sofort heraushört, wie ich finde. alles, was hier musikalisch passiert, finde ich völlig überzeigend und gelungen, abgesehen vom rapiden ausblender. freut mich, dass du das auch so siehst. ich bin durch einen deiner posts dazu gekommen, mal die lücken in dieser diskographie aufzufüllen.

Ich erinnere mich … ich wollte da ja auch mal hin, kam aber bisher nicht dazu – das muss sich ändern! Bei den Org BFTs bin ich schon länger nicht mehr dabei, ist mir einfach zuviel, ich habe selbst hunderte Dinge, die hier herumliegen und die ich entdecken möchte, regelmässige BFTs sind da eine Überforderung … (zudem machen mir die im kleinen Rahmen hier eigentlich längst viel mehr Spass als die „grossen“ auf Org, wo sich in den BFTs auch Leute tummeln, die man sonst nicht wahrnimmt und deren Geschmack man nicht kennt – mich dünkt nämlich gerade letzteres hier besonders reizvoll, wir haben alle ein ungefähres Bild voneinander und umso spannender ist es, die Reaktionen zu beobachten).

#9

vorgartenkeine trompete (überhaupt in diesem teil des bft). den edit höre ich auch nicht. der vergleich zu smith liegt nahe, der herr hier ist ungefähr gleichen alters (naja, eine zweistellige jahreszahl liegt schon dazwischen), die aufnahme ist tatsächlich nicht allzu alt. aber smith finde ich viel verkopfter und seinen ton auch dünner und nicht so farbig. für mich war der herr hier eine große entdeckung im letzten jahr und ich hatte hier mehr euphorie erwartet. ;-) ganz toll finde ich, wie er sich so leicht im raum bewegt bzw. mit den mikrophone spielt. aber auch sonst wäre das für mich hier ein höhepunkt.

Ach so, dann halt mal wieder ein Flügelhorn – das ist eine Unterscheidung, die ich nicht mache (es sei denn, ich weiss darum und bilde mir ein, einen Unterschied zu hören, aber ich bin ziemlich sicher, dass man den jeweiligen Ton auch auf dem anderen Instrument hinkriegen würde, wenn man ihn im Kopf hat. Jedenfalls bilde ich mir nicht ein, den Unterschied hören zu können. Nein, dass das Smith ist, daran dachte ich nie, er drängte sich einfach grad auf … aber ich weiss nicht, wer das sein könnte, ein paar Namen fielen mir schon ein, aber da ich deren Solo-Platten nicht kenne, heisst das nichts (Hugh Ragin etwa, oder Olu Dara).

#10

vorgartenschade, ich kann mich hier willenlos in hypnose begeben. ich glaube, das drumherum ist alles e, aber: alles ist live eingespielt, ohne overdubbs. war einfach keine gute zeit für synthesizer. aber auf diesen herrn, der hier luft durch metall bewegt, lasse ich nichts kommen – obwohl es verdammt schwer ist, etwas zu finden, wo er sich mal ins schlaglicht traut.

Da sind aber schon zwei am Werk, einer am Synthi und einer am Marimba (oder einem unmotorisierten Vibraphon), ja? Oder ist das alles einer? Ich dachte hier mal an Harry Beckett, ob der mal ein solches Projekt gemacht hätte … aber Dein Kommentar scheint ja darauf hinauszulaufen, das der Herr an den Tasten hier massgebend ist? Aber was meinst Du mit „das Drumherum“? Keine echte Trompete, die Vibes? Der Satz verwirrt mich ein wenig. Das Stück gefällt mir von Mal zu Mal besser – aber es ist halt, wie z.B. #3 auch, einfach nicht meine liebste Welt.

#11

vorgartendiese anschaffung wird billig, soviel kann ich sagen. ansonsten warte ich nochmal mehr rückmeldungen ab.

Mein Gedanke war „Mu“ von Cherry/Blackwell, aber das ist es natürlich nicht … Lester Bowie scheidet hier aus, nichts von den beiden Duo-Scheiben („Bugle Bop Boy“ mit Charles „Bobo“ Shaw und „Duet“ mit Philip Wilson) passt. Und der Ton passt auch nicht … der Drummer ist ziemlich toll, müsste man wohl auch erkennen können? Warum soll das billig werden, weil ich’s schon habe? Jedenfalls gefällt mir hier die Trompete besser als im Solo-Track vorher – aber der Vergleich schient mir auch irgendwie sinnlos, die beiden sind so unterschiedlich.

#12

vorgartenhier befürchtete ich den ersten forumsverweis. aber du siehst es auch so: wir haben es hier mit einem perversen reiz zu tun. von wem die keys sind, wird dich wundern – das ist eine furchtbar schlecht beleumdete platte mehrerer ansonsten sehr geschätzter musiker. ich mag sie sehr gerne und vor allem dieses „liedchen“, das ja über eine themenerkundung nicht hinausgeht.

Einen Verweis kriegst Du von mir gewiss nicht … ich mag ja auch Miles fünfzehn mal mit „Time After Time“ hören, und dann noch zwölfmal „Human Nature“ hinterher ;-)
Was mich hier irritiert ist, dass die Trompete überhaupt keine Erinnerungen wachruft – meinst Du ich kenne den, der das hier spielt? Der Bass ist für mich das Zentrum, die Drums klingten nach schlimmstem Spät-Achtziger Omar Hakim oder so, grauenhaft aufgenommen, die Percussion hat von Airto abgeschaut (aber das haben wohl alle, die nach 1970 kamen) … aber ich bleibe beim perversen Vergnügen, das Ding macht mir irgendwie Spass (viel mehr als der Synthi-Track davor).

#13

vorgarteninteressant, dass du darauf nicht kommst. ich finde sie viel interessanter und klarer als sheila jordan (die auch toll ist, oft, keine frage). beide haben sehr gerne duette mit bassisten eingespielt, teilweise mit den gleichen. diese aufnahme hier ist ziemlich obskur.

Ich habe gestern schon überlegt, wer neben Sheila gerne Duos mit Bassisten eingespielt hat … und ich weiss es nicht. Karin Krog meinst Du nicht, oder? (Ich kenne sie noch fast gar nicht … sie hätte mit Sheila auch noch Steve Kuhn gemeinsam, einen weiteren verehrten Musiker.)
Gefällt mir jedenfalls sehr gut!

#14

vorgartennicht dolphy, aber natürlich dolphyesk. ich liebe das stück und das ganze album und rate zum wiederhören im wachen zustand.

Das Wiederhören bringt auch nicht viel Neues zutage … ein Flötenspezialist bin ich nicht gerade, mehr als ein paar Namen ins Rund werfen liegt da nicht drin: Jeremy Steig fällt mir ein, aber das hier wäre ja ein sedierter und mit vorgehaltener Knarre zum Herunteroktavieren gewzungener Eddie Gomez ;-)

#15

vorgartenich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das freut. ja: unfassbarer ton, wahnsinnig tolle band. nicht bennie wallace. habe in einem anderen bft mal seinen lehrer vorgestellt. aber mehr verrate ich nicht.

Natürlich nicht Wallace, der ist vom Ton her ja ein pures Gegenteil … aber die Atmosphäre, dieses Flirrende, Warme und dennoch entspannte – ich muss beim Ton ein wenig an Michael Moore denken, aber Deine grosse Freude lässt mich eher annehmen, dass das jemand weniger Bekanntes (und ev. Jüngeres) ist?

#16

vorgartentja, neben jarrett (und elvin jones) gibt es eben noch einen berüchtigten grunzer. zitat ist hier gar nichts, übrigens. der herr wählt eigenartige grundlagen für seine exkursionen aus, solch ein klassischer standard ist ungewöhnlich, aber sein spiel gehört für mich immer zum originellsten, was ich im pianobereich kenne. ich liebe den willow-song ja, egal, von wem. auch das, was hier davon übrigbleibt.

Du hast geschrieben, das Stück würde ihm vielleicht nicht ganz gerecht … ich finde es ja überhaupt nicht schlecht, im Gegenteil, es ist halt bloss so, dass wenn jemand in den Siebzigern oder danach solche Musik gemacht hat und nicht schon in den Fünfzigern aktiv war, das zwangsläufig etwas von „retro“ hat … das meinte ich letzten Endes mit dem „Zitat“. Aber das ist gut gemacht und wie wir uns ja einig sind, sowieso ein tolles Stück! (Aber warum in aller Welt hat Jarrett es nie eingespielt mit seinem Standards-Trio? Das böte sich ja wirklich für eine der Groove-Orgien an, die sie so toll hinkriegen!)

#17

vorgartenja, dreck. untergund. und waldspaziergang, eigenartigerweise. ein merkwürdiges teil. weiß selbst nicht, ob mir das gefällt. aber dann hört man das immer und immer wieder und irgendwann gehört es dazu. von diesem menschen war hier noch nie die rede, glaube ich. ich kenne auch nicht viel mehr von ihm (es gibt aber viel mehr, wovon du wahrscheinlich einiges kennst).

Doch doch, das gefällt! Dass von ihm (dem Keyboarder, ja?) noch nie die Rede war, überrascht mich, aber ich höre Jazz-Rock ja meist in Wellen und dann länger gar nicht … jedenfalls finde ich das Stück gut, auch was Bass und Drums betrifft, wie sie aus dem Metrum gehen, zurückfinden, wie Grooves und ruhigere Passagen mit lärmigeren Klangexplorationen abwechseln, das gefällt mir gut.

#18

vorgartenne, das ist schon new york und nicht chicago. aber populär waren die ganz woanders. wobei: populär ist hier ein großes wort. dieses ding hier, in entsprechender lautstärke, ist ziemlich effektiv und bleibt bei einem, wenn man nicht aufpasst. dass ich hier mal ein stück präsentiere, bei dem diese mir eigentlich verhassten solisten auftrumpfen, hätte ich mir vor einem halben jahr auch noch nicht gedacht.

Ja, das ist auch jünger als EW&F (wenigstens als deren erste paar Alben, um die ich mich wohl mal kümmern müsste) … es war auch nur der erste Schock gestern, der Bruch im Sound, denn der Track davor ist so schön dreckig, dass er überhaupt nicht nach Plastic klingt, was man hier nun wieder nicht behaupten möchte … aber am Ende klingt das ja sowieso mehr nach Incognito mit freigelassenen Bläsern als nach EW&F und mehr nach 90er als nach 70er. Aber Moment mal: verhasste Solisten … sind das etwa die Brüder Brecker? Das Trompetensolo würde zu Kompressor-Randy passen (aber auch zu Joe Faddis, der allerdings doch einen klein wenig spezielleren Ton hat, dünkt mich).

Beim Identifizieren bin ich also noch gleich weit, aber was soll’s – auch die zweite Runde hat ein paar Stunden gedauert und Spass gemacht!

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