Re: 21.07.2013

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midnight-mover

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Wolfgang DoebelingDas macht mich nun doch etwas sprachlos. Du argumentierst ahistorisch und wie ein Albumhörer. Oder doch wie einer, dem die zeitlichen Abläufe und ihre Dynamik schnuppe sind, der im Rückblick nur das Endresultat evaluiert. So wird das nichts, mein Lieber, denn natürlich stand „Pinball Wizard“ ganz allein für sich, war im Frühjahr ’69 die neue, brandheiße Single von The Who, wurde von mir gekauft und besessen gehört. Ich fand sie umwerfend. „Tommy“ kam viel später, dazwischen lagen Monate. Und als „Tommy“ herauskam, verwarf ich Petes Oper auch keineswegs sofort, wollte ihr unbedingt etwas abgewinnen. Erst nachdem ich The Who damit auf der Bühne erlebte, mehrmals, dämmerte mir, daß dieser ganze Seemefeelmetouchmehealme-Schmarren ebendas war. Natürlich wurde diese Erkenntnis noch von Petes esoterischen Einlassungen in Interviews befördert (Meher Baba!). Kurzum, „Tommy“ entwickelte sich für mich allmählich zum Ärgernis, worunter auch „Pinball Wizard“ etwas litt, zugegeben. Als „integraler Bestandteil“ der Doppel-LP jedenfalls. Und wahr ist, daß ich auch die Single seither nicht mehr völlig unbelastet genießen kann, ihren 5-Sterne-Nimbus von damals wird sie wohl nicht mehr erreichen. Aber da es hier um die Fave-Singles von ’69 geht, muß ich „Wizard“ im Vergleich mit anderen favorisierten 45s doch nicht die ganze „Tommy“-Hypothek aufbürden.

Und was die Causa Small Faces betrifft, so verabsolutierst Du unzulässig. „Abgewatscht“ wurde „Tin Soldier“ keineswegs, jedenfalls nicht von mir. Im Gegenteil, ich habe sie knapp außerhalb der Top100 für 1968 gelistet und dafür * * * * vergeben. Und ich habe begründet, warum sie bei mir nicht so hoch im Kurs steht wie etwa bei Dir oder Mikko. „Afterglow“ schätze ich mehr, weil es mehr fließt, weniger nach dem Hauruck-Prinzip funktioniert. Viel mehr indes nicht: es ist halt der Unterschied zwischen * * * * und * * * * 1/2. Anders ausgedrückt: im schwächeren Singles-Jahr 1969 hätte „Soldier“ die Top100 problemlos geknackt, umgekehrt würde „Afterglow“ deutlich weiter hinten liegen, würde man das ’68er Singles-Angebot zum Maßstab machen. Aber vielleicht interessiert Dich das ja alles gar nicht so genau.

Nachfrage: wann hast Du denn erstmals diese 68er und 69er Singles gehört? Als Singles, meine ich, nicht als LP-Tracks.

zu „Pinball“: Kann schon verstehen, dass man anhand der Single das Ausmaß der aufgeblasenen Inhalts noch nicht erahnen konnte. Aber was hat man damals über den Text gedacht? War ja wohl immerhin #4 im UK. „Stand alone“ aber inhaltlich doch einigermaßen eigenartig, oder nicht?

zu SF / Singles:
Meine mich im Zusammenhang mit „Tin Soldier“ an den Begriff „grölig“ zu erinnern. Das nenne ich dann schon „abwatschen“…
Ich habe ab den frühen 80ern angefangen mich für Bands wie Small Faces, The Who etc. zu interessieren. Dies geschah hauptsächlich anhand von Samplern. Nicht optimal, wie mir mittlerweile auch klar ist. Aber so war das nun mal. Vieles, was ich im Nachhinein gerne hätte, fehlt leider immer noch. Ein wunder Punkt mittlerweile, den ich allerdings vor noch 10 Jahren nicht mal als solchen empfunden hätte.

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"I know a few groovy middle-aged people, but not many." Keith Richards 1966