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In einer ambivalenten Würdigung gelingen Borcholte einige spannende Beobachtungen:
Dieser trotzige Optimismus ist auf unheimliche Weise ziemlich nah bei der soeben zum dritten Mal gewählten „Mutti“-Kanzlerin Merkel, die ihr nach Nestwärme verlangendes Volk mit Zuspruch und Beruhigungsrhetorik („Wir haben gemeinsam schon viel erreicht“) beschwichtigt.
So findet auch Casper, der trotz Nummer-eins-Album und Popstar-Ruhm in einer Berliner WG wohnt, gerade alles „ganz schön okay“, wie er im gleichnamigen Song postuliert: „Wir brauchen nicht viel, nur Fanta im Pappbecher“ – süße Brause statt bitterer Realität.
Das klingt umstürzlerisch, doch schon im nächsten Song stellt sich heraus, dass die Revolution bei Casper eine Rolle rückwärts ist, eine Verkapselung in sepiafarbene Seligkeit, die den Zeitgeist aktuell so prägt: „So müde von der Stadt, die nie schläft“, ist er und sehnt sich nach jenem titelgebenden „Hinterland“, wo „jeder Tag aus Warten besteht/ und die Zeit scheinbar nie vergeht“ und „Gedanken im Wind verwehen“. So findet sich also auch bei Casper der Rückzug ins beschaulich Rurale.
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