Re: Bill Callahan ~ Dream River

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irrlicht
Nihil

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captain kiddUlkigerweise hat du mit dem verlinkten Song und der zitierten Textzeile dann das beste Beispiel für die von mir als „exitenzialistisch“ bezeichneteb Stilistik von Callahan gegeben. Reduzierter Sound, beinahe behäbiger Vortrag und quasi-philosophische Textzeilen. Der Track ist auch in der Tat nicht schlecht – aber wahrscheinlich ist das dann doch nichts für mich. Eben weil es mir zu karg alles klingt. Das kann ja auch reizvoll sein, Callahan zieht mich aber einfach nicht rein.

Ich habe eine Ahnung davon, was Dich stört, kann Deine Argumentation aber nur sehr bedingt teilen. Zum einen sind Callahans Texte nicht quasi, sondern tatsächlich oftmals philosophisch, im ganz eigentlichen Sinne, allerdings dabei nie auf Protestlied gebürstet (im Sinne von: Leute die das hören, machen sich verdammt nochmal Gedanken über die Welt!), sondern auf eine unterschwellige, keifende, teils fast giftige Art und Weise. Callahans Werk ist frei von Plattitüden, Klischees – und meist auch von großen Gesten. Das ist Musik, die sehr dezent ist, die stürmisch wird und in den besten Momenten Einblick in eine nachdenkliche Psyche gewährt, in die Abgründe und großen Zeremonien jeder Beziehung, in ein Porträt seines Heimatlandes mit all den Mythen und all dem Blut, das dem grand and golden America innenwohnt.

Die Musik ist aber tatsächlich manchmal durchaus karg – allerdings weitaus weniger reduziert, als man am Anfang vielleicht wahrnimmt. Ich entdecke selbst jetzt, nach über zwei Jahren noch Kleinigkeiten auf dem Vorgänger – und bin fast erschüttert, welche Intensität Tracks wie [I]„Drover“ vorantreibt. Das ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass Callahans Vortrag alles andere als behäbig ist.

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Hold on Magnolia to that great highway moon