Re: Boards Of Canada – Tomorrow’s Harvest

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IrrlichtDabei ist Dein Beitrag doch der beste Beweis, wie gut man ein Album auch mit ein paar wenigen Worten umreißen kann.

Danke. Bisher kenne ich das Werk noch nicht sehr genau. Es sind einzelne Titel, die momentan herausstechen z.B. „Sundown“, „New Seeds“, „Reach for the dead“, „Sick Times“, „Cold Earth“ oder „Come to Dust“. Es beginnt sich jedoch langsam zu verweben, es ist, als ob eine neue Landschaft oder besser eine neue Welt entsteht. Jedoch eine Welt, eine Landschaft, die vertraut ist, eine Art Sehnsuchtslandschaft voller Weite, Stille… wie bei einer 6 wöchigen Fahrt von Südschweden zum Nordkap (nicht Schottland ;-)). Die vielbeschriebene Dunkelheit höre ich so nicht heraus. Oder andersherum, sie wird überlagert von einer Art verhaltenem Optimismus und der Trunkenheit der Stille in Mitten der Geräusche. Ein Moment der Dunkelheit ist für mich der Abschlusstrack…doch dann beginnt es wieder von vorn. Die Morgendämmerung bricht heran.

IrrlichtIch finde auch die Erwähnung von Schulze nicht allzu daneben, auch wenn sein Werk von einer etwas anderen Linie aus verläuft.

Vergleiche hinken natürlich immer. Es sind einzelne Songs oder besser gesagt Element in einzelnen Songs, die ich auch mit Schulze in Verbindung bringe. Es überwiegt im Gesamtkontext natürlich die Eigenständigkeit von „Boards of Canada“. In den einzelnen Songs stecken oft mehr Schichten als bei Schulze (ist nicht als Wertung zu sehen), die Rhythmik des Albums ist für einen elektronischen Act doch beachtlich facettenreich. Schulze ist mehr ein Impressionist (auf die Arbeitsweise bezogen, nicht auf die Musik selbst), der sich dem Moment hingibt und in den besten Momenten kommt ein Meisterwerk heraus. Er bereitet nur die groben Strukturen vor und improvisiert dann. Wobei bei „X“ und „Timewind“, meinen beiden Lieblingsalben von Schulze, natürlich eine ganze Menge drin steckt.

„Boards of Canada“ versuchen einzigartige Bilder entstehen zu lassen, in dem sie unglaublich viel Arbeit investieren. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele Samples die Band in ihren Archiven hat, aus denen dann so eine große Musik entstehen kann. Und das schöne ist, der Musik hört man die Arbeit nicht an. Sie empfängt einen wie „der warme Mantel einer fremden und doch vertrauten Person“ (o.k., habe bei den Worten etwas bei Schulze abgeschaut ;-)). Die Musik lebt einzig in diesem Moment, dem man sich nur schwer entziehen kann.

„Tomorrow’s Harvest“ könnte mein Herbstalbum 2013 werden. 2012 hatten dies No Man („Schoolyard Ghosts“) und Fripp, Keeling & Singleton („The Wine of silence“) inne.

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