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Harry RagGerade Pis dämliche Aussagen darüber, dass er nun „Musik“ und keinen „Rap“ mehr mache, disqualifizieren ihn. Vor allem, wenn das aktuelle Werk soviel schlechter als die alten Veröffentlichungen ist.
Was „disqualifiziert“ daran, Harry? Ich sehe in Pis Aussagen eher die Feststellung, dass es ein Feld in der Kunst gibt und geben muss, das abseits von Battlelyrics, Disstracks und Verschwörungstheorien steht; das persönlich und intim ist und das sich auszuloten lohnt. Dass er seine Neueinspielungen „Hallo Musik“ titelt, finde ich dabei sogar ganz charmant, vor allem, wenn man die Aussagen miteinbezieht und dann nicht umhinkommt festzustellen, dass er mit der Aussage, dass eine Band, die auf jede Regung eingeht und damit einen gleichbleibenden Drumcomputer verstauben lässt, durchaus recht hat. Ich würde das nicht so bierernst sehen (zumal er auch eine Reihe älterer Tracks für die Neuaufnahmen ausgewählt hat).
Harry RagDas erinnert mich an Kool Savas, der mittlerweile mit Xavier Naidoo haarsträubend schlechte Alben veröffentlicht, dabei aber seine frühen Werke mit Westberlin Maskulin als „Dreck“ bezeichnet, den er „nicht mehr hören“ kann.
Obgleich ich das Naidoo Feature „Aura“ (den Track) eigentlich ganz gerne mag, bin ich immer für eine Session mit „LMS“, „King of Rap“ und „Pimplegionär“ zu haben; unerreichte Klassiker des stillosen, aber trotzdem stilsicheren Prollraps. Dass man als Federführer so etwas aber irgendwann nicht mehr gerne mit sich herum trägt, geschenkt (zudem spielt Savas gerade etwa „LMS“ ja auch heute noch live) – ich kanns schon verstehen. Wenn man als Künstler immer nur auf die alten, derben, mal dummen, mal gekonnt niveaulosen Texte und Gedanken reduziert ist und bleibt, muss das frustrieren. Lernt man dazu, biedert man sich an, hat man Erfolg, ist man Kommerz. Es ist ein ewiges Kreuz.
Harry RagIm Gegensatz zu Savas sind Pis Texte nicht wirklich schlechter geworden, aber der Vortrag hat gelitten, von den verkorksten Beats will ich gar nicht erst anfangen. Kann ja sein, dass er dadurch ein neues Publikum erschließt, mir gibt das alles wenig bis gar nichts. Die Rap-Szene in Berlin war mit der Innovation aber auch schon durch, als Aggro 2003 in die Öffentlichkeit trat. Da kam dann wenig bis gar nichts richtig Wegweisendes mehr.
Wobei der beste Texter des Landes ja weiterhin aus Berlin kommt, aber psstt…
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Hold on Magnolia to that great highway moon